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1. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 104

1912 - Langensalza : Beltz
— 104 — dieser Infanteri fragte mir: wie kämst Du hier her und warum weinest Du? ich antworte: ach, was sollte ich nicht weinen? gestern haben wir erst ein großes Anglück gehabt, und nun kommen die Franzosen wieder zurück. Der Offizier sagte: Darum weine nur nicht, meine Leute werden sich gewiß gut wehren. Nun fragte er mir: was trägst Du denn so schwer in der Schürtze? „Daß sind französische Patronen, die ich dort gefunden habe!" „O, die gib nur her, die thun uns groß nötig, den meine Leute haben alles verschossen". Wie ich das hörte, so freute ich mich, daß ich im graben noch so viele hatte und sagte: ich habe noch recht viel, die werde ich alle holen. Wie ich nun so schnel lief, um die andern Patronen recht eilig herbey zu schaffen, so blieben meine Schu im Dreck stecken. Eiligst sah ich mich um nach meinen Schu; aber ich sah, daß die Franzosen immer näher kamen und fürchterlich schosen, so ließ ich sie stecken, und lief in Strümpfe. Nun trug ich eine Schürtze voll nach der andern herbey, und da sie mir die Patronen nicht so schnel abnehmen fönten wie ich wohl wünschte, so hielte ich die Schürtze mit die zähne feste und stech mit die Hende ihnen die Patronen forn in der Mondur. viele von diese Brave Krieger wurden getötet und verwundet. 2 Kugeln nahmen die Flucht durch den Saum von mein Kleidt und eine durch die Schürtze, aber dennoch ließ ich mich nicht schrecken und holte immer herbey. Nahe am Thore im garten hatten sich 17 Sachsen verstochen. Wie diese mich sahen, schossen Sie immer wehrend auf mich, aber seiner hatte das Glück, mich zu treffen. Gleich darnach fam ein Offizier, der vermutlich im garten bey die Sachsen gewesen war, in vollen eifer auf mir losgejagt, aber einer von die Kusacken welche nicht weit von mir waren, stürmte auf ihn zu und stach ihn in der linken Seite, daß an der rechten Seite die lantze wieder heraus kam. Nun hatte ich noch eine Schürtze voll, die ich unter die braven Krieger austheilte. Wie ich nun die letzten den einen forne in der Mondur stach, so bekam er einen Schus in der linken Seite, daß er sogleich nieder sank: ich nam denselben untern arm und schlepte ihn in den graben, band ihn mein Halstuch um seine wunde und versprach ihn, sobald es ein wenig stille währe, wolte ich ihn in ein haus bringen, wo er verbunden und verplecht würde. Nun stelte ich mir wieder auf den graben. Kaum hatte ich eine minute da gestanden, so kam eine Kugel und nahm mit an der linken wange die harlocke. Gleich darnach bekam der französche General Morand einen Flintenschus und einen Säbelhieb und fiel vom Pferde. Wie nun die ftanzöschen Truppen sahen, daß ihr General gefallen war, so gaben Sie sich gefangen l). Nun brachte ich den verwundeten, den ich vorhin im graben gebracht hatte, in ein Haus, wo er Verpflägung erhielt, die andern verwundeten und ermateten brachte ich Wein und die Gesunden Brantwein und Vier, so viel ich nur immer herbey schaffen konnte, und darnach ging ich zu Hause. Wie ich nun eine halbe Stunde zu Hause gewesen war, so kam eine nachbarin von meiner Mutter und fragte, ob ich es wäre, die den Preusen Patronen zugetragen hatte. Da ich nun ja antworte, sagte Sie, daß Sie den Auftrag hatte, mir 1) 80 Offiziere, 2500 Sachsen und Franzosen, 12 Kanonen, 3 Fahnen fielen den Siegern in die Hände.
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