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1. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 132

1912 - Langensalza : Beltz
— 132 — an die einzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Damit waren zwei ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile erreicht: einmal war jenem „wunderbaren Wahnsinn der Deutschen, ihren eigenen Der kehr durch Zölle zu töten", woran Handel und Industrie in Deutschland von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten gekrankt hatten, ein Ende gemacht, und sodann war einem zweiten, ebenso fühlbaren Übelstande, dem Mangel einer einheitlichen Handelspolitik nach außen, für den größten Teil des nichtösterreichischen Deutschlands abgeholfen. Der Zollverein war eine Handelsmacht (ähnlich wie einst die Hansa): als solche konnte er mit fremden Staaten Handels- und Schiffahrtsverträge abschließen und zwar natürlich günstigere, als dies ein einzelner Staat, selbst Preußen, vermochte. Auch die Finanzen der einzelnen Staaten standen sich bei dieser Vereinigung gut. Die Gesamteinnahme des Zollvereins ver mehrte sich von 1834 bis 1842 von 36 auf 63 Millionen Mark, also im Verhältnis von 4 zu 7, während die Kopfzahl der Zollveremsbevvlke rung nur wie 4 zu 5 gestiegen war. Zugleich ergibt sich aus dieser Stei gerung der Zolleinnahmen die Steigerung des Verkehrs der Zollvereins staaten mit dem Auslande. Neben diesen wirtschaftlichen und finanziellen Vorteilen des preu ßisch-deutschen Zollvereins hatte er aber auch eine sehr wichtige politische Bedeutung. Indem er die in ihm verbundenen nahezu 29 Millionen Deutschen einander wirtschaftlich näher brachte, bereitete er deren politische Einigung vor. Der Gedanke, daß, wenn schon die wirtschaft liche Einheit so große Vorteile biete, namentlich auch den, daß die ver bundenen Staaten dem Auslande gegenüber eine so viel bessere Stellung hätten, eine politische, also auf alle Interessen und alle Verhältnisse sich erstreckende Einigung denselben Staaten noch viel größere Vorteile bieten müßte, — dieser Gedanke mußte sich jedem nicht ganz Kurzsich tigen aufdrängen. Auch darin arbeitete diese wirtschaftliche Einigung der politischen vor, daß sie gewisse wirtschaftliche Adelstände, die von dem Mangel einer politischen Einheit herrührten (wie die Verschiedenheit der Münzen, Maße, Gewichte), wenigstens teilweise beseitigte, z. B. ein gemeinsames Zollgewicht schuf. Und endlich war es von ganz be sonderer Bedeutung, daß diese wirtschaftliche Einigung durch den Anschluß der Staaten zweiten und dritten Ranges an den Großstaat Preußen zustande gekommen war: denn nicht allein erkannte man daraus, wie eng verwandt viele der wichtigsten Interessen Preußens und dieser andern Staaten untereinander seien, sondern es schwanden dadurch auch so manche Abneigungen und Voreingenommenheiten, die bis dahin die Bevölkerungen in jenen kleineren Staaten gegen Preußen gehegt hatten. Genug, man kann sagen, daß durch den Zollverein dem nationalen Einheitsgedanken und zwar in der allein lebensfähigen Form eines preußischen Bundesstaates, als eines in sich gleichartigen Ganzen, auf die allererfolgreichste Weise, nämlich durch greifbare Tatsachen, vorgearbeitet wurde. Karl Biedermann, Deutsche Volks- und Kulturgeschichte. 68. Die Post in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Man hat heute kaum noch eine Vorstellung von der Abgeschlossenheit, in welcher sonst jeder Ort lebte. Dinge, die z. 23. in Frankfurt a. M.
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