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1. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 237

1912 - Langensalza : Beltz
— 237 — Getreue Freunde hoben ihn aus einen Wagen, und nun ging es vorwärts. Auch der Kaiser kam im Wagen gefahren, und sein Auge erblickte den Mann, der das Kreuz aus den Befreiungskriegen trug. Er ließ halten, und unser Veteran wollte nun, so schnell als seine alten Glieder erlaubten, aus seinem Wagen steigen, um seinen Kaiser zu begrüßen. Der aber rief ihm zu: „Bleiben Sie sitzen! Ich bin der Jüngere und kann zu Ihnen kommen." Das sprach der achtundachtzigjährige Kaiser von Deutschland. Und er tat es auch, stieg aus und ging zu dem Manne, der voll Freude, Ehrfurcht und Staunen in die Worte ausbrach: „Nun ist das Maß meines Lebens voll, da ich meinen Kaiser gesehen habe." Der aber winkte ab und meinte, das sei noch lange nicht nötig, obgleich sie beide unter den vielen Tausenden hier wohl die einzigen seien, die das Eiserne Kreuz von 1813 trügen. „Allerdings," fügte Kaiser Wilhelm hinzu, indem er dem Alten herzlich die Hand schüttelte, „werden wir uns wohl auf Erden nicht wiedersehen." 3- üotymeyer, Deutsche Jugend Vi. 5. 26. 115. Ansprache des Fürsten Bismarlk an den Reichstag am 9. März 1888. Mir liegt die traurige Pflicht ob, Ihnen die amtliche Mitteilung von dem zu machen, was Sie bereits tatsächlich wissen werden: daß Seine Majestät der Kaiser Wilhelm heute vormittag um 1/2 9 Ubr zu Seinen Vätern entschlafen ist. Infolge dieses Ereignisses ist die preußische Krone und damit nach Art. 11 der Reichsverfassung die deutsche Kaiserwürde aus ödne Majestät Friedrich Iii., König von Preußen, übergegangen. Nach den mir zugegangenen telegraphischen Nachrichten darf ich annehmen, daß Seine Majestät der regierende Kaiser und König morgen von tocin Remo abreisen und in der gegebenen Zeit hier in Berlin eintreffen wird. Ich hatte von dem Hochseligen Herrn in Seinen letzten Sagen in Betätigung der Arbeitskraft, die Ihn nur mit dem Leben verlassen hat, noch die Unterschrift erhalten, welche vor mir liegt, und welche mich ermächtigt, den Reichstag in der üblichen Zeit nach Abmachung seiner Geschäfte, das heißt also etwa heute oder morgen, zu schließen. Ich hatte die Bitte an Seine Majestät gerichtet, nur den Anfangsbuchstaben des Namens noch ^unterzeichnen. Seine Majestät aber haben mir darauf erwidert, daß Sie glauben, den vollen Namen noch unterschreiben zu können. Infolgedessen liegt dieses historische Aktenstück der letzten Unterschrift Seiner Majestät vor mir. Unter den obwaltenden Umständen nehme ich an, daß es den Wünschen der Mitglieder des Reichstages, ebenso wie denen der verbündeten Negierungen entsprechen wird, daß der Reichstag noch nicht auseinandergeht, sondern zusammenbleibt bis nach Eintreffen Seiner Majestät des Kaisers, und ich mache deshalb von dieser Allerhöchsten Ermächtigung weiter keinen Gebrauch, als daß ich dieselbe als historisches Dokument zu den Akten gebe und den Herrn Präsidenten bitte, die Entschlüsse, welche den Stimmungen und den Überzeugungen des Reichstages entsprechen, in dieser Richtung herbeizuführen. Es steht mir nicht zu, meine Herren, von dieser amtlichen Stelle aus den persönlichen Gefühlen Ausdruck zu geben, mit welchen mich das Hinscheiden meines Herrn erfüllt, das Ausscheiden des ersten deutschen Kaisers aus unserer Mitte. Es ist dafür auch kein Bedürfnis;
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