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1. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 247

1912 - Langensalza : Beltz
— 247 — Und welcher Deutsche sollte nicht Freude darüber empfinden, Freude darüber, daß Hans, der Träumer, wie man ihn früher nannte, weltwirtschaftlich wach geworden ist und seinen Mann steht im Wettbewerb mit andern, älteren Handelsvölkern? Wer fühlte nicht, ich möchte sagen, den nationalen Herzschlag stärker, wenn er in Rheinland-Westfalen sich den Hochburgen unserer Eisenindustrie nähert, wenn ihm in den Berliner elektrischen Werken die Fortschritte unserer Technik vor Augen treten, wenn er im Hamburger Hafen, in dessen Nähe ich aufgewachsen bin, die Niesendampfer sieht, die den deutschen Handel Über alle Meere tragen? Ich will das glänzende Bild, so berechtigt der patriotische Stolz auf unsern wirtschaftlichen Aufschwung ist, nicht weiter ausmalen. Möglicherweise werden wir ohnehin morgen lesen, ich sei nun doch dem Merkantilismus und Industrialismus ins Garn gegangen, — meinetwegen! Es ist nun einmal so im guten deutschen Lande, daß mehr oder weniger alle Erwerbsstände liebevoll die Regierung umdrängen wie in Werthers Leiden die Kinder die brotschneidende Lotte, und eine ordentliche Regierung muß auch dafür sorgen, daß jeder nicht nur sein Brot, sondern auch Butter aufs Brot bekommt. Ick verleugne aber auch hier nicht, was ich im Kreise von Landwirten öfters ausgeführt habe, ich scheue mich nicht, auch vor dieser Versammlung zu wiederholen: Ich betrachte allerdings die deutsche Landwirtschaft als das Sorgenkind des Deutschen Reichskanzlers. Ich bin überzeugt, daß ihr Gedeihen auch den andern großen Zweigen unsers Wirtschaftslebens Vorteil bringt, nicht zuletzt dem Handel. Ein neues Aufblühen unserer Bodenkultur wird auch dem Handel neue Triebkräfte geben. Und wenn es ihm vergönnt sein sollte, wie ich das aufrichtig hoffe, in Zukunft noch glücklicher als bisher in die Ferne zu schweifen, so möge er die Schwester nicht vergessen, die treu auf der heimatlichen Scholle arbeitet, deren Arbeit wirtschaftlich und sozialpolitisch die Grundlage eines dauerhaften Aufschwungs, bleibender Blüte bildet, das Fundament des deutschen Hauses. Ihre eigenen Ruhmestitel werden dadurch nicht geschmälert. Niemand kann übersehen, wieviel zähe Ausdauer im Konkurrenzkampf, wieviel Wagemut und Selbstvertrauen nötig war und ist, um für den deutschen Handel die Stellung zu erringen und zu behaupten, die er zum (stolz des deutschen Namens jetzt in der Welt einnimmt. Und es ist keine leere Schmeichelei, wenn ich hier vor Ihnen und von Ihnen, den Pionieren unseres Handels, sage: Den größeren Teil Ihres Wertes haben Sie sich selbst geschaffen:: Ihre besten Gewinnchancen lagen in Ihrer eigenen Tüchtigkeit. Einer meiner erprobtesten Mitarbeiter, der heute morgen Ihre Versammlung begrüßte, hat kürzlich den vortrefflichen Eigenschaften des deutschen Arbeiterstandes ein unumwundenes Zeugnis ausgestellt, das ich Wort für Wort unterschreibe. Ich werde bei Ihnen keinem Einspruch begegnen, wenn ich anerkenne, welcher Schatz an gesunden Kräften, an Intelligenz und Fleiß im werktätigen Volke Tag für Tag lebendig ist. Ich füge aber hinzu, und diese Ergänzung mache ich auch im Sinne des Grafen Posadowsky, daß die in den Massen schlummernden Fähigkeiten sich nicht so fruchtbar entwickeln könnten ohne die Verdienste der deutschen Arbeitgeber. Wenn Es unserm Einsatz im Welthandel die geistige Energie, der weite und
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