Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 264

1912 - Langensalza : Beltz
— 264 — Kampf war der Gegner geflüchtet; er hatte sckwere Verluste erlitten aber auch von der deutschen Abteilung lagen drei Offiziere und zwanzig Mann tot oder schwer verwundet. Dann folgte der Befehl, daß eine andere Abteilung sich dem zurückgehenden Feinde vorlegen sollte. Ferner wurde ein Arzt, Veroandszeug und Munition erbeten. Eile tut not' die Meldung sollte sofort nach Kalkfontein weitergehen. Albrecht rieb sich die Augen, die von dem tagelangen Ablesen der Zöllen Lichtsignale schmerzten und heftig gerötet waren. Dann rief er rückwärts durch die offene Tür nach seinem Kameraden; als er aber keine Antwort erhielt, ging er vorsichtig in das dunkle Haus, schloß die > ür, zündete ein Streichholz an und beugte sich über Bayer. . ^er lag mit hochroten Wangen und geschlossenen Augen halb bewußtlos am Boden auf einer dünnen Unterlage von Leinwandsäcken. Obgleich er sich eine Decke bis an das Kinn hinaufgezogen hatte, schien er zu frösteln, denn die Füße bewegten sich zitternd, und die Hände schlugen wie im Krampfe hin und her. — „Kann ich dir aus irgendeine Weise helfen, armer Kerl?" fragte Albrecht mitleidig. Denn begann er den Kranken zu trösten, erzählte, daß bald der Arzt von Kalkfontein kommen werde, sprach freundlich auf den Kameraden ein und suchte ihm Mut einzuflößen. Doch der schien ihn kaum zu hören und flüsterte nur: „Gib mir zu trinken — gib mir Wasser — Wasser!" Albrecht zündete eia kleines Lichtstümpfchen an, das letzte Endcben das sie sorgfältig aufgespeichert hatten, sah den Inhalt des Wassersackes nach, schüttelte die Feldflaschen und suchte in jedem Behälter - umsonst! Nicht ein Tropfen war mehr vorhanden. Schon den Tag zuvor ging der Vorrat zur Neige. Die ganze Zeit seither hatten sie gedurstet, aber nicht zur Wasserstelle hinuntergehen können, die eine Stunde weit im Aale lag, weil sich feindliche Hottentotten am Hang des Bergkegels, auf dem sich die Signalstation befand, vorgelegt hatten. „Erst will ich das Telegramm weiter geben, dann hole ich Wasser," sagte Albrecht zu seinem Kameraden und ging wieder hinaus zum Signalgerät. Auch ihn fror, denn es wehte ein eisiger Nachtwind, so daß die klammen Finger kaum imstande waren, den Apparat zu bedienen. Nach kurzer Zeit hatte er die Lampe eingerichtet und ließ in kurzen Pausen den Scheinwerfer spielen. Bald erschien ein neues Licht am Horizont, und nun begann ein langwieriges Signalisieren, Wort um Wort, bis die Meldung weitergegeben war. Dann kam nochmals ein Lichtspruch von den Karrasbergen, der nach einer andern Station weiter geblitzt werden mußte, die im Osten lag. Es war schon drei Uhr morgens, als die letzten Telegramme erledigt waren. Nun stand Albrecht in tiefem Sinnen. Sollte er den Kameraden stundenlang hilflos allein lassen und versuchen, im Dunkel der Nacht die Wasserstelle zu finden? Oder sollte er dableiben? Aber da klang ihm der Ton ins Ohr, in dem sein kranker Kamerad um Wasser gebeten hatte. Den Jammer glaubte er nicht ertragen zu können, wenn Bayer den ganzen nächsten Tag in Durstqualen um Wasser schrie, das er ihm nicht geben konnte. Kurz entschlossen faßte er sein Gewehr, blickte einen Augenblick zum Himmel, an dem unzählige Sterne blinkten, horchte aufmerksam nach allen Seiten und dann eilte er hinaus in die dunkle
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer