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1. Aus der Heimat - S. 28

1910 - Nürnberg : Korn
— 28 — nun wende dich um!" sagte der Apotheker, „hier auf dem Boden unter den Föhren, siehst du die vielen Hügel da? — Der Amtsrichter schaute neugierig herum- zwischen den Bäumen war Hügel an Hügel, alle groß und kreisrund. Auf manchem lagen ein paar große Steine; dort war einer, aus dem war eine Föhre herausgewachsen. „Das ist ja ein wahrer Friedhof!" sagte der Amtsrichter. „Es ist auch einer, ein Friedhof im Walde," antwortete der Apotheker; „ich habe die Grabhügel gezählt, es sind über dreißig." Föhrennadeln lagen darauf und dürre Blätter zwischen dem Heidekraut; aber kein Grabstein sagte, wie sie hießen, die da unten begraben lagen, und wann sie gelebt hatten. „Wie es wohl in einem solchen Grabe aussieht ? sagte der Amtsrichter und bohrte den Stock in den sandigen Boden. „Das werden wir bald sehen," antwortete der Apotheker, „morgen werden wir mit den Ausgrabungen ansangen." Am nächsten Tage gingen der Apotheker und der Amtsrichter hinaus mit einem Spaten, einem alten Messer und einem starken eisernen Löffel. Der Apotheker suchte den größten Hügel ans, schaufelte die Erde weg und fing an zu graben, während der Amtsrichter gebückt zusah. Jetzt knirscht der Spaten, er trifft auf etwas Hartes. Es ist Stein, eine ganze große Steinplatte. Und nun kann man's schon sehen: das Grab da unten hat vier Wände aus Stein; es ist wie ein kleines Haus, und ein paar große Steinplatten sind als Decke darübergelegt. Sie heben die Decke ab. „Aber nun heißt es vorsichtig sein!" ruft der Amtsrichter. Er kniet im Heidekraut, hebt mit dem Lössel die Erde weg und zerreibt sie suchend zwischen den Fingern. Aha, da fühlt er schon etwas. Etwas Festes! Eine Lanzenspitze ist es, ganz mürb von der Feuchtigkeit und grün vom Grünspan. Vor vielen Jahren war sie glänzend gelb gewesen wie das Metall, aus dem man jetzt Glocken und Kanonen gießt. „Eine Lanzenspitze aus Bronze!" rief der Apotheker und legte sie vorsichtig hin. Aber wo ist die Lanze, die hölzerne Lanze? Längst ist sie verfault wie der Krieger, dem sie mit ins Grab gelegt wurde. Der Apotheker grub eifrig weiter, bald mit dem Messer, bald mit dem Löffel. — Obacht! Wieder etwas Hartes! Ein Stück Blech ist es, rund und ganz zerfressen vom Grünspan. Einst legte man dem Toten den hohen hölzernen Schild auf die Brust. Und dieses Stück Blech war früher in der Mitte des Schildes gewesen. Aber wo ist der Schild? Vermodert wie der Gürtel, von dem sie nur mehr die Gürtelschnalle aus Bronze finden. Da drüben an der rechten Hand des Toten lag fein Schwert aus Bronze. Richtig, hier ist es noch, aber ganz stumpf
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