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1. Aus der Heimat - S. 61

1910 - Nürnberg : Korn
— 61 — fortzulassen. Endlich gab ihm der Bischof einen Brief; in dem stand, in welchem Walde Gerwich leben sollte als Einsiedler, allein und abgeschieden von der Welt. 3. Voll Freude machte sich Gerwich sogleich auf die Reise und ritt an die Grenze des Böhmerlandes. Er wanderte an Dörfern, Meierhöfen und bebauten Fluren vorbei bis zu einem großen Walde, wohin niemand kam als die Jäger, um das Wild zu jagen. Dort wollte er bleiben. Im tiefen Walde mitten unter den wilden Tieren bei dem Orte Köhlergrün fand er ein fischreiches Wasser, die Wond-reb. Er gewann sechs Kameraden. Mit diesen begann er die Bäume zu fällen, Hütten zu bauen und einen Acker auszuroden. Wie er nun eifrig an der Arbeit war, da ritt einmal der Markgraf Diepold dorthin ohne Begleiter. Und wie er nun sah, daß der Wald niedergehauen war, sprach er in großem Zorn zu den Leuten: „Wer war so vermessen und hat sich am Walde hier vergriffen? Mein Befehl war das nicht!" Da zeigte Gerwich dem Fürsten seinen Brief und bat ihn höflich, seinen Zorn zu vergessen. Er wolle für die Brüder ein Haus bauen und darin Gott dienen. Das gefiel dem Herrn und er fragte ihn, wie er heiße und woher er sei. „Gerwich von Wolmunstein heiße ich, Herr," sprach der Bruder, „vielleicht kennt Ihr mich gut?" Da stieg der Fürst vom Rosse und bat Herrn Gerwich, an die alte Freundschaft zu denken. Er ging auf ihn zu, umfing ihn mit den Armen und sprach: „Ich bin froh, daß ich Euch wieder finde. Denkt Ihr noch daran an unsere Torheit damals beim Turniere? Und wie mich Euer Schwert verwundete, daß ich noch jetzt die Narbe habe? Es tat mir sehr leid, daß Ihr damals deswegen so traurig wäret. Wir sind Freunde wie damals. Was verlangt Ihr?" — „Herr," sagte Gerwich, „ich begehre nicht mehr, als ich an Wald an einem Tag umgehen kann. Wenn Ihr mir das erlaubt, bin ich zufrieden." — „Der ganze Wald ist Euer," sagte der Markgraf; „Ihr seid ein Mann, so treu, daß ich Euch kein Ziel setze. Ob Ihr wenig oder viel nehmt, mir soll es recht sein. Land und Wald ist alles mein." „Sagt mir," sprach Gerwich, „daß mir das für immer bleibt, um was ich Euch gebeten habe." — „Das soll geschehen, wenn Gott will!" antwortete der Markgraf. Sogleich begann Gerwich zu bauen, und er baute mit seinen Gesellen aus Holz ein kleines Gemach und sie bezogen es mitsammen.
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