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1. Aus der Heimat - S. 75

1910 - Nürnberg : Korn
— 75 — und lang aufblieb. Ich war anfangs fast allein. Endlich kamen die Bader gelaufen, jeder mit sechs ledernen Wassereimern, und ihre Gesellen und Mägde mit den Badschäffeln. Die Küfer kamen mit Stangenzubern, die Zimmerleute und Salzmesser, die Lader und Aufleger von der Holzlände mit ihren Äxten. Schmiede und Schlosser, Plattner und Nagler schleppten Wasser in Feuerkesseln herbei. Auch die anderen Klöster kamen zuhilfe mit ihren Fuhrwerken, da standen große leere Geschirre darauf, und sie fuhren in wildem Trab zum nächsten Bach oder Brunnen. Endlich kam auch der Stadtbaumeister und brachte Ordnung in die Arbeit. Die Feuerleitern wurden geholt von der Stadtmauer und die Gabeln zum Aufstellen der Leitern, „Fackeln und Pechpfannen anzünden!" rief der Baumeister. „Und mehr Wasser!" Einer kam gefahren mit einer Fuhr Dünger; man machte auf der Straße ein Geschwellt und nun gab es Wasser genug. Und jeder lief mit seinem Geschirr zum Feuer; denn wer das erste Geschirr mit Wasser zum Brandplatz bringt, bekommt einen Taler, der zweite einen halben, der dritte einen Vierteltaler und der nächste einen Schilling. Aber aller Eifer war umsonst. Die Stroh- und Holzdächer und die dürren Balken brannten wie Ol, die leichten Holzschindel flogen, und der Wind blies ins Feuer. Die Bäckerei war nicht mehr zu retten; bald brannte das ganze Kloster und steckte mit seiner Glühhitze auch die Nachbarschaft an. In ein paar Stunden war das ganze Unglück fertig." „Das sahen wir vom Turm aus weit besser," sagte der Türmer. „Das wird bei dem Wind die halbe Stadt mitnehmen, dachte ich, und wir läuteten Sturm mit allen Glocken. Denn das Feuer flog von Dach zu Dach, und der Westwind trug die Funken und brennenden Dachschindel weit fort, über ganze Straßen hinüber. Wie ein feuriger Regen ging es über die Stadt nieder, über die Stroh- und Holzdächer. Die Funken flogen hinüber zum Sebastiansplatz. Aber immer ärger wehte der Wind. Jetzt brannte schon das ganze Kröten- und Rosental. Jetzt der Rindermarkt. Hoch flogen die brennenden Holzschindel aus den brausenden Flammen herüber zur Kirche von St. Peter und zum Pfarrhof. Das Feuer streckte seine Zunge über die engen Gassen, und nach ein paar Stunden brannte auch das ganze Tal. Dann brennt das Hl. Geistspital und die Katharinenkirche. Wie ein Vogel fliegt das Feuer weiter herüber zur andern Seite, immer näher zur Frauenkirche. Jetzt brennt es schon in der Lederergasse und am Platzel. Der alte Hos brennt.
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