Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Aus der Heimat - S. 84

1910 - Nürnberg : Korn
— 84 — Bäume, die in der Isar auf Flößen herabgeschwemmt wurden. Zehn Jahre hatte man jetzt gebaut und der Bau hatte 4500 Gulden gekostet, große Schulden waren schon gemacht, da mußte man zuletzt den Bau auf einige Zeit einstellen, denn das Geld war ausgegangen. Da kamen die Kirchenvorstände zum Herzog Albrecht; der schickte einen Boten nach Rom zum Papste und bat um einen Ablaßbrief. Der Ablaß sollte dauern vom Sonntag Lätare bis zum Sonntag Judika, und es sollte der Ablaß drei Jahre nacheinander zu gewinnen sein. Da schickten die Münchener acht Priester, die aus Pferden ritten, in die Nachbarländer, die hatten Abschriften der päpstlichen Bulle; die trugen sie in die größeren Städte und in die Klöster und lasen sie den Leuten in den Kirchen vor. An einem Samstag zur Vesperzeit, am Tag vor dem Ablaß, brachten die Bischöfe von Augsburg und Brixen die Bulle und trugen sie unter dem Himmel in Prozession bis ans die Mitte des Marktes. Da kam ihnen der Pfarrer der Frauenkirche entgegen in Prozession bis zur Mitte des Marktes. Dort kniete er nieder und nahm die Bulle und trug sie unter Glockengeläute in den Dom. Als man nun den Ablaß eingeläutet hatte mit allen Glocken, kamen aus allen Gegenden von nah und fern die Leute in großen Scharen herbei. Und wer kam, hatte aus der Reise Sicherheit und Geleite. Jede Nacht waren 400 Mann in Harnisch und Waffen, bei Tag aber nur fünfzig. Die drei Nebentore wurden versperrt. Unter jedem der vier Haupttore standen acht Mann. Auch waren an den vier Toren eigene Leute bestellt, welche die fremden Pilger zählen mußten. Die legten allemal für jeden hereingehenden Menschen eine Erbse in den Hafen. Die Erbsen zählte man in jeder Nacht. Im ersten Jahre kamen über 65 000 Menschen, im zweiten 24 000, im dritten 34 700, so daß in den drei Jahren 123 700 Pilger nach München kamen. Am stärksten war der Zndrang durch das Jsartor, durch das allein 75 490 Mann nach München hereinwanderten. Jedem gab man unter der Kirchtüre ein Zeichen. Im Chor stand ein Tisch, da saß ein Schreiber, der gab die Beichtbriefe aus, und einer war da, der den Büßern das Gewand hütete. Die, welche beichten wollten, waren so viele, daß die Beichtbriese immer wieder zu Ende gingen. Und es mußte einer gar oft um Briese nach Augsburg lausen, wo sie gemalt wurden. Der Pfarrer und die zwei Pröpste stellten eine Truhe vor den Altar des Kaisers in den Chor, da hinein legte man das Geld. Wer den Ablaß bekommen wollte, der sollte soviel in die Büchse legen, als er in acht
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer