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1. Aus der Heimat - S. 179

1910 - Nürnberg : Korn
— 179 — und anderen Kircheuschmuck, alle Weltlichen ihr Gold- und Silbergeschmeide hergegeben hatten. Der König von Schweden forderte daher, bis zur vollständigen Erstattung der Brandschatzung 44 Personen sowohl geistlichen als weltlichen Standes mit der Armee hinwegzuführen. Es wurden darauf 44, zur Hälfte geistliche, zur Hälfte weltlich • Personen gewählt. Da sich aber darunter 2 weltliche krank befanden, wurden nur 42 Geiseln abgesandt. Auf Bitten der Stadt wurden auch vom Kloster der Franziskaner 4 Pater auserwählt und uns Ausgewählten ganz kurz angedeutet, daß wir uns morgen früh um 7 Uhr bei den Jesuiten einstellen sollten. Daraus machten wir uns frühzeitig wegfertig und langten den 7. Juni um halb 8 Uhr bei den Jesuiten an, wo alle Kutschen und Pferde schon reisefertig in ihrem Hof standen. Aber dennoch haben wir zwei Stunden warten müssen, bis alle zusammenkamen, Geistliche und Weltliche, und eben als aufgebrochen wurde, da ließ sich unser Elend schon ein wenig blicken. Nachdem sich andere nach Bedarf mit Proviant gut versahen, weil sie schon voraus wußten, daß unterwegs nichts zu bekommen fei, wurden auch wir gemahnt, uns vorzusehen; aber die Zeit war uns zu kurz, in unser Kloster zu schicken. Wir, die das Betteln gewohnt waren, baten daher den Nächstbesten um ein Stück oder einen Laib Brot, deren uns bald während der Fahrt durch die Stadt zwei oder drei in die Kutsche gegeben wurden. So wurden wir in Gottes Namen den geraden Weg nach Augsburg von zwei Kompagnien Dragoner begleitet. Was es aber für nasse Augen und schwere Herzen gab, von Jungen und Alten, bis wir durch München und aus der Stadt hinaus kamen, das wird sich jeder Verständige, der es nicht selbst gesehen, leicht denken können, — denn manches Weib beweinte ihren Mann, der unerwartet und plötzlich aufbrechen und abreisen mußte und bei Androhung höchster Gefahr weggeschickt worden war. Nachdem wir um 10 Uhr mittags in neun Kutschen vor das Stadttor hinausfuhren, mußten wir alsbald wieder länger als eine Stunde halten, bis das ganze schwedische Lager aufbrach und seinen Weg auf Nürnberg zu nahm. Während des Stillhaltens sprach uns ein schwedischer Fähnrich, der auch unser Geleitsherr war, mit tröstlichen Worten zu und sagte, das; wir zu Nacht seine Gäste sein müßten. Nachdem eine Stunde verflossen war, fuhren wir wieder neben den Dragonern ganz ruhig fort. Wie viel wir aber tote Pferde und anderes Vieh und Unrat fahen, das ist nicht zu sagen. Hinter und vor uns ging der Rauch
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