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1. Aus der Heimat - S. 194

1910 - Nürnberg : Korn
— 194 — konnten sie sich wegen der Hitze und der von den Dächern fallenden Dachschindel nicht halten und dachten auf eilige Flucht aus dem Städtchen. Aber wo sie hinaus wollten, standen die brandstiftenden Reiter und trieben die Flüchtenden in die Flammen zurück oder hieben sie nieder. Die Luft ertönte von Geschrei. Nach dem Abzüge der Weimarer lagen die halb verbrannten Leichen gleich verbrannten Fischen auf den Plätzen, an den Türen und in den verbrannten Häusern. Von den Kroaten, welche später kamen, konnten sich viele nicht der Tränen erwehren, wie sie mir selbst gestanden. Von Brebach früh aufbrechend kamen wir nach Regen, und nach Mittag wollten wir die Reise fortsetzen. Da kamen zwei Kompagnien Kroaten, um in dieser Stadt einzukehren. Ob sie Hierbleiben oder noch heute weiterziehen, wußte niemand. Wir sahen, daß wir in beiden Fällen doch in der Stadt am sichersten seien; denn setzen wir die Reise fort, fo kann es uns begegnen, von den Kroaten geplündert zu werden. So verzichteten wir auf die Stadt sowie auf die Reise und bogen gegen Schloß Weißenstein ab, welches eine Stunde entfernt aus einem Berge erbaut ist, ein wahres, überall geschütztes Felsennest. Als wir den höchsten Gipfel erstiegen hatten, schritten wir über die hölzerne Zugbrücke nicht ohne Schaudern und betraten das bei dieser Jahreszeit unbewohnte Schloß; ein Mann von Regen begleitete uns. Während wir so darin herumgehen und den alten Bau betrachten, kam der Richter Viktor Stöckel, begrüßte mich und lud mich ein, bei ihm zu wohnen und mit ihm in sein Haus zu gehen. Gastlich nahm er uns auf und bot uns ein Nachtlager. Viele Adelige aus der Umgegend, die von ihren Schlössern vertrieben weiter abwärts flüchten wollten, trafen wir hier, sowie Leute, welche ihr Gut in das Schloß geflüchtet hatten und hier auf dem Berge herum Wache hielten. Bald erfuhren wir, daß in Regxn kroatische Reiter seien. Warum aber, wußten wir nicht. Dies zu erforschen gab sich Herr Stöckel alle Mühe; er sagte uns beim Essen, daß bald der erwartete Snkknrs ankommen werde und daß diese vorausgesandt seien, um die Wege auszuforschen und den Feind zu rekognoszieren. Bald komme ein großes Heer, wie man es nicht erwartet, das den Feind nicht bloß besiegen, sondern vernichten könne. So glaubten alle, die es hörten. Wir schoben unsere Reise auf und beschlossen nach Viechtach zurückzukehren oder auf andere Güter, die unserm Kloster gehörten und ihm näher gelegen waren.
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