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1. Aus der Heimat - S. 204

1910 - Nürnberg : Korn
— 204 — Lande wären, obgleich sie doch keinen einzigen festen Ort darin besessen und nur das Land ausgeraubt haben. Am St. Michelstag sind sie in der Stille fortmarschiert, haben die Brücke hier hinter sich abgeworfen und sind im Oktober bei Landsberg über den Lechstrom und aus Bayern gegangen. Was sie hinterlassen haben, waren nichts als zerschlagene Häuser, zerbrochene Kästen und Kisten und arme Leute, die vor Hunger und Kummer verschmachten wollten. Denn alles Schmalz und Salz, Mehl, Getreide, Wein, Bier und Malz, das häufig in großen Häusern, besonders an Getreide im Vorrat vorhanden war, nahmen sie sauber fort, ihre Armee damit reichlich zu verproviantieren. Außerdem verlangten die Generale von der Stadt 20 000 Taler Brandgeld, da sie sonst gleich die ganze Stadt verbrennen und einäschern wollten, wie sie denn schon in der Vorstadt etliche Häuser zum /Schrecken angezündet haben. Um dieses Übel zu verhüten, hat der Kurfürst die Summe hergeliehen und ihnen bar erlegt. Aber gleich nach der Ankunft der Bürger ist sie wieder an den Kurfürsten bezahlt worden. So haben denn die flüchtigen und die hier gebliebenen Bürger nichts als Unflat, Staub und Dünger in ihren zerrissenen Häusern und auf allen Gassen gefunden, wie es auch bei uns in beiden Kreuzgängen, im Friedhöflein und im Garten nicht anders war. Weil der Feind alle Rosse und alles Vieh geschlachtet ,oder abgeführt hatte, konnte dieser Unrat nicht gleich aufgeräumt werden. Und das war noch das Übelste, daß daraus hitzige Krankheiten entstanden, wozu noch der Hunger und Kummer halfen und woran etliche starben. Noch notwendiger wäre gewesen, daß man nach Vik-tualien getrachtet hätte, wenn man die Leute nicht fast Hunger sterben lassen wollte. Die allgemeine Bürgerschaft verlangte deshalb vom Stadtrat, daß auf allen Kanzeln verkündet werde, man solle denen, die sich des öffentlichen Bettelns schämen, in einer Almosenbüchse zu Hilfe kommen, da sonst viele vor Hunger sterben oder vielleicht im Wegziehen unterwegs verschmachten müßten. Denn die wenigsten konnten ein Schaff Weizen arm 50 Gulden, Korn um 30 Gulden und die Gerste um 26 Gulden kaufen. Auch hätten sie wegen Mangel an Holz bei so kaltem Winter schier erfrieren müssen. Und dies war noch nichts gegenüber der Not bei dem ruinierten Bauernvolk. Zum öftern wurde durch die eine oder andere Person für gewiß gesagt, daß auf dem Lande herum keine Katze und kein Hund sicher wären. Ja, die armen Leute essen, ehe sie Hunger sterben, häufig die gefallenen Rosse und Kühe. Viele sterben teils aus
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