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1. Aus der Heimat - S. 215

1910 - Nürnberg : Korn
— 215 — er trug eine hellblaue Uniform und die Türken nennen ihn drum den blauen Sultan." Jörg stand plötzlich aus, totenblaß; der Fieberfrost schüttelte ihn. Er mußte ins Haus gehen und sich zu Bett legen. „Es geht nicht gut mit ihm/' sagte Michael Kärtner, „wenn er's auch nicht gern merken läßt. Er hat die rote Ruhr vom Krieg mit heimgebracht. Die schlechte Kost, den weiten Marsch, das Schlafen auf freiem Feld in kalter Nacht oder gar bei Regen und Schnee, — jeder hält's nicht aus." — Und er fuhr fort zu erzählen, wo Jörg aufgehört hatte: „Im fünften Jahr ging der Marsch nach Belgrad. Die Türken waren in der Stadt, wir außen. Wir gruben Laufgräben, rückten darin der Stadt näher und schossen mit unsern Kanonen ein Loch in die Stadtmauer. Am Morgen zwischen 9 und 10 Uhr wollten wir durch das große Loch in der Mauer in die Stadt. Auf einmal schossen wir alle Kanonen ab; das war das Zeichen. „Gott mit uns!" schrien wir alle und liefen vorwärts bis zur Stadtmauer. Wir kletterten durch das Loch hinein; von oben regnete es Kugeln, Steine, Pulversäcke, Kessel voll siedendes Pech und kochendes Wasser auf uns nieder. Und vor uns war ein Zaun, ein tiefer Graben und hinter dem eine hohe Mauer. Leitern hatte keiner. Da zog unser Kurfürst den Degen und rief: „Brüder, mir nach!" und sprang hinab. Wir sprangen hinterdrein und kletterten ans der andern Seite empor. Aber da war jetzt ein zweiter Graben, drei bis vier Klafter tief, und nochmal eine Mauer. Ein Pfeil streifte unfern Kurfürsten an der Wange, daß er blutete. Und wie er denen hinter uns zuruft, sie sollten ein wenig mit den Kanonen nachhelfen, da traf ihn ein Steinwnrf in den Nacken. Wir sprangen in den Graben; manche brachen Arme und Beine dabei. Und nun kletterten wir über die letzte Mauer in die Stadt und machten den andern das Tor auf. Jetzt steckte der türkische Hauptmann auf dem Schloß die Weiße Fahne aus. Eine grünfeidene Fahne brachten wir mit heim; es ist das Schwert des türkischen Propheten Mnhamed in sie hineingestickt. Sie hängt jetzt zu München in der Frauenkirche. Auch die gefangenen Türken nahmen wir mit. Sie müssen in München einen Kanal nach Schleißheim bauen. Aber die Arbeit am Türkengraben macht ihnen wenig Freude und sie brennen haufenweife durch, wie man hört." Die Fünf lebten nimmer lang. Einer nach dem andern bekam die rote Ruhr und starb daran. Der Pfarrer Moosmayr unterrichtete Fatme in der christlichen Religion. Und an einem Sonntag kamen
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