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1. Aus der Heimat - S. 224

1910 - Nürnberg : Korn
— 224 — Da hielten die Pfleger im Kloster Rat, um einen Anführer zu wählen. Schon von vier Uhr abends hatte es gedauert, und wie sie nun nicht einig werden konnten, da kam nach Schäftlarn ins Kloster der Hauptmann Matthias Mayer, einen Stecken in der Hand, und sagte zum Abt: „Die Prälaten von Polling und Bernried bitten um Verzeihung, daß sie keine Leute schicken; sie fürchten, die Tiroler fallen ins Land." — Er wisse nichts von der Sache, antwortete der Abt furchtsam, die Bauern seien schon zwei Tage im Kloster; er möge hinausgehen in den Saal und dort selber sehen, wer ihr Kommandant sei; dem möge er alles sagen. Draußen standen zwei Schildwachen vor der Tür, die sagten, der Hauptmann möge zu ihrem Kommandanten hinaufkommen. Wie er nun in das Zimmer kam, da faßen an einem Tische beisammen der Jägerwirt, der Pfleger von Tölz und andere. „Bist du endlich da?" fragte der Kommandant Honys. — „Ich habe gemeint, ihr wäret schon marschiert," antwortete Mayer, „sonst wäre ich nicht gekommen!" Da verlangten sie alle er müsse ihr oberster Hauptmann sein, schon heute und morgen. Fünfmal weigerte er sich, aber sie sagten: „Wir müssen einen haben, der oberster Hauptmann ist!" Er aber antwortete: „Zieht euch zurück! Ihr seid zu schwach. Ihr habt keinen Proviant, keine Munition, viele haben kein Gewehr, die meisten nur Gabeln und Sensen oder einen Stecken." — Und er schlug ihnen einen Franzosen vor, den der Kursürst heimlich geschickt hatte. „Der kann nicht deutsch!" riesen sie. „Also Honys!" sprach Mayer. „Der kann dann Unterkommandant sein!" riefen sie. Am andern Morgen fragten sie ihn zum sechsten Mal. „Wenn ich gefangen werde," antwortete er, „geht es mir als Rädelsführer an den Kragen. Ich gehe mit, aber nicht als Kommandant!" — Da hielten ihn: die Schützen das Gewehr auf die Brust: „Du mußt! Der Houys soll neben dir zweiter Kommandant sein; denn der weiß alles!" Nun ließ Mayer zum Aufbruch blasen; einer nach dem andern erhoben sich die Haufen zu Ober- und Niederschästlärn und in den nahen Dörfern. Als sie nach Bayerbrunn kamen, war der oberste Hauptmann besorgt und fragte den Jägerwirt: „Was soll in München geschehen, Hans?" — „Wir werden der Stadt das Wasser nehmen," sagte der Jägerwirt; „den Jsartnrm greifen wir an, ziehen gegen das Gehölz vor und stellen uns so auf. Die in der Stadt werden in der Nacht ein Zeichen mit zwei Raketen geben. Beim weißen Bräuhaus sammeln sich alle Bierbrauer, am Anger die Studenten, bei den Franziskanern die Bürger. Wenn wir ihnen das Wasser ge-
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