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1. Aus der Heimat - S. 246

1910 - Nürnberg : Korn
— 246 — Güte überreden könne. „Tretet ein!" sagte er freundlich, „wir können auch innerhalb der Pforte mitsammen sprechen." Allein die Bauern dachten: „Da außen ist es sicherer!" und sie blieben draußen stehen und sprachen: „Wir wollen nichts als eine Antwort." Da antwortete ihnen der Klosterrichter: „Der Abt wird euch in keinem Stücke nachgeben. Geht, wohin ihr wollt!" Sie gingen sogleich nach Amberg zu einem Schreiber und gaben ihm Handsalben, daß er eine frische Feder schneide und alle ihre Beschwerden aufschreibe. Mit dem Papier gingen sie zur Regierung, gaben es den Herren zu lesen, gingen dann heim und warteten auf Antwort. Und wie sie warteten und warteten und die Antwort ausblieb, da dachten sie: „Hackt doch eine Krähe der andern kein Auge aus! Sind sie nicht lauter adelige Herren? Haben sie nicht selber alle Güter und Höfe und hörige Bauern, die ihre Arbeit tun müssen?" Es kam die Ernte. Das Getreide auf den Klosterseldern war reif, aber der Abt hatte keine Arbeiter, die es schnitten und in die Scheunen führten. Denn die Untertanen sagten, sie wollten keine Schnitterdienste mehr tun. Wie nun den Feldern großer Schaden drohte, da stieg der Abt in die Kutsche und fuhr mit dem Klosterrichter selber nach Amberg und klagte dem Grafen, der dort regierte, wie widerspenstig seine Bauern seien. Der ließ sogleich die anderen Herren der Regierung zusammenkommen, und sie lasen die Schriften über die Pflichten der Bauern, die der Abt mitgebracht hatte. Und dann beschlossen sie einstimmig: „Die Untertanen des Klosters Speinshart müssen diese Dienste leisten wie früher. Tun sie es nicht freiwillig, so muß man sie mit Gewalt dazu zwingen." Zwei Jahre hatte der Streit gedauert. Sogleich nach der Sitzung schickte der Graf einen eigenen Boten nach Kemnat zum Amtmann, zum Baron Otto. Der sollte mit seinen Gerichtsdienern die widerspenstigen Bauern zum Kloster führen und dort solange einsperren lassen, bis sie sagten, sie wollen die Erntearbeit tun. Der Baron fing mit großem Eifer sogleich bei den Bauern in Bibrach und Münchsreut an. Und wie die Bauern sahen, daß es nun ernst werde, gaben sie nach und gingen mit sauren Gesichtern an die Arbeit. Spinnstubengeschichten. Draußen in der kalten Winternacht trieb der Wind sein Unwesen. Erst jagte er hoch oben am schwarzen Himmel hinter den weißen
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