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1. Aus der Heimat - S. 247

1910 - Nürnberg : Korn
— 247 — Wolken her, die am Monde vorbeiflogen; dann sauste er nieder zur Erde, stäubte den Schnee vor sich her, schüttelte in den Gärten die kahlen Bäume, rüttelte an den Hoftüren und heulte und winselte um die beleuchteten Fenster. Drinnen in der rauchigen schwarzen Bauernstube war es warm; Liese, die Magd, hatte den Wurzelstock einer Buche ins Feuer geschoben, daß der Herd glühte. Michel, der ältere Knecht, saß auf der Ofenbank, schlug Feuer und zündete seine Pfeife an; Hans, der jüngere, hielt ein pechiges langes Fichtenscheit zwischen den Knien und schnitzte Späne. In der Stube war ein Geruch von Flachs. Auf der Bank saßen die Mägde und spannen; die Räder schnurrten und vom Kienspan fiel manchmal ein verkohltes Stück auf den eisernen Teller unter dem Leuchter. „Es war einmal ein Bauer/' fing die alte Katharina an, „der hatte eilte sehr fleißige Dirne, die schon über zwanzig Jahre bei ihm treu und redlich gedient hatte. Und weil sie so fleißig und immer lustig war, hatte jedes im Haus sie gern. Wie sie aber vierzig Jahre alt war, wurde sie aus einmal anders, daß es jedem auffiel. Sie wurde schweigsam und scheu, ihr Gesicht blaß, fast aschgrau und am liebsten ging sie allein. Und nun gab es auch im Pserdestall alle vier Wochen dreimal großen Lärm und große Unruhe. Getrauten sich aber die Knechte am Morgen in den Stall, so fanden sie die Mähnen der Pferde verflochten, die Schweifhaare zerzaust, verwirrt und zusammengebunden. Wie nun das kein Ende nahm, versteckte sich der Bauer eine Nacht im Stalle. Um elf Uhr hört er ein leises Geräusch und sieht, wie etwas Weißes sich auf ein Fohlen niederläßt und auf ihm reitet. Alle Pferde kamen in Aufruhr, fuhren ans dem Schlaf in die Höhe und schnaubten und stampften. Am andern Tage war das Füllen so elend und krank, daß es beinahe daraufging. Wie nun alles beim Mittagessen saß, sah der Bauer traurig drein und klagte, wie er kein Glück mehr habe mit seinen Pferden. Lieber wolle er das schönste davon verlieren, wenn er nur wieder Ruhe bekäme. Die Magd wurde rot und blaß, stand auf und ging aus der Stube. Der Bauer ging ihr nach und fragte, warum sie weine. Da gestand sie, zwanzig Jahre habe sie ihm treu und redlich gedient, aber seit etlicher Zeit sei sie eine Trude geworden und es sei eine teusliche Lust in sie gefahren, Pferde zu drücken. Wenn er ihr aber ein Pferd zum Erdrücken schenke, dann sei sie für immer geheilt und werde ihm aus Dankbarkeit ohne Lohn dienert. Weil sie ein braver Dienstbote war, willigte der Bauer ein. Am andern
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