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1. Aus der Heimat - S. 263

1910 - Nürnberg : Korn
— 263 — alle hinter ihm in seine Fußtapfen treten. Diese Löcher werden aber oft so tief, daß die Pferde bis an die Bäuche darin einsinken. Dann ist es Zeit, die eigenen Füße anzuspannen. Wenn es aber nicht anders sein kann, muß mau das Pferd in die Schanze schlagen, um das eigene Leben zu retten. So zogen wir den Splügenberg hinauf. Oben ist ein ebenes Schneefeld, fast in der Mitte aber dtrt einziges Güterhaus. Das wird oft so verschneit, daß man gar nichts mehr davon sieht. Da erquickten wir uns etwas. Denn außer dem tiefen Schnee stürmte es so heftig, daß im Schneegestöber keiner den anderen sehen konnte; wir mußten die wohlgeübten Pferde selber weitergehen lassen. Im Güterhaus fanden wir bloß den Jungen eines Säumers; er hatte gar wenig Brot, jedoch guten Veltlinerwein, den er willig hergab. Aber das Brot war er selber bedürftig und fürchtete, wenn wir ihm seinen Vorrat verzehrten, müsse er hernach Hungers sterben. Wir sprachen ihm freundlich zu, so daß er auch etwas von seinem Brot hergab, das wir in Veltlinerwein tauchten und einsteckten, um die Pferde unterwegs damit zu laben. Nach einer Stunde Rast zogen wir noch eine halbe Stunde über dieses Schneefeld hinüber, bis die Gipfel des Berges Cardonella kamen. Da ging erst der gute Mut an; denn es war eine Höhe hinunter, wie sie nicht gleich gesehen wird. Aus diesem Gebirg entspringt der Fluß Lira und sie fällt in solcher Höhe hinunter, daß das Wasser von ferne wie Staub aussieht. Der Weg hinunter ist fast einer Stiege ähnlich; deshalb steigt man von den Pferden und läßt sie nach ihrem Gefallen hinuntergehen. Wenn Glatteis ist, so ist's am besten, die Personen setzen sich nieder und fahren hinab wie die Bergknappen. Wenn aber Saumrosse erscheinen, was man schon von weitem hört am Klingen ihrer Schellen, so muß man achtgeben und bei dem sehr schmalen Weg die Reitrosse aus die Seite ziehen, bis die Saumrosse vorüber sind. Oft hat man mit diefem Weg einen ganzen Tag zu tun. Wir aber find in fünf Stunden von Splügen nach dem Flecken Campulizino geritten und haben da zu Mittag gegessen. Dieser Ort wird auch oft so verschneit, daß man da großen Hunger leidet. Gewöhnlich backen sie ihr Brot von Maronen oder aus Kastanien. Endlich kamen wir dahin, wo das Herzogtum Mailand anfängt. Da ist ein Dorflein oder eine Einöde, Datio genannt. Hier hatte ich eine Zeit lange Weile. Denn obwohl ich meine Zeugnisse von vielen Orten aus Deutschland mitgebracht hatte, so wurden sie nicht angenommen. Ich mußte wie ein Gefangener, als ob eine Seuche
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