Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Aus der Heimat - S. 270

1910 - Nürnberg : Korn
— 270 — war von mittelmäßiger Größe, hatte ein sehr alltägliches Gesicht und war ungefähr 60 Jahre alt. Er spaßte mit mir über das Drnnter-und Drüberliegen meiner Papiere, Bücher, Halsbinden und Über-schläglein vor meinem Schreibschrank. Was denn das wäre? — Ich sagte: „Das hat die Infanterie getan." — „£> gut! Nicht die Kavallerie? Nein! — Kommen Sie, mein lieber Pastor! Auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohl!" — Hier schöpfte er mit einem großen Bierglas aus der Butte, die mitten in der Stube mit Wein gefüllt stand, und trank mir zu. Ich mußte aus dem nämlichen Glas Bescheid tun. Mortier trank mit und alle schöpften ihre Gläser voll und tranken auf mein Wohl. Die Generale saßen auf hölzernen Stühlen, Hautpoule auf einem niedrigen Spinnstühlchen und hatte anstatt Messer und Gabel, deren ich, so viel ich noch hatte, vorlegte, einen sogenannten Schnappbastel, wie die ärmsten Bauern dergleichen Messer haben, der Griss nämlich von Holz und eine kleine, sehr spitze Klinge. Er hat mir denselben zum Andenken zurückgelassen; ich würde aber keinen Schnappbastel hiezu nötig gehabt haben; das traurige Andenken wird ohnedem nicht erlöschen. Man aß mit dem größten Appetit. Wenn die Generäle saßen, so traten die obersten Majore und anderen Offiziere um sie herum, nahmen ihre Portionen in die Hände und schmauzteu wie die Schweine auf dem Felde. Indem kam mein Schullehrer in voller Angst und eröffnete mir heimlich, daß ein Trupp Soldaten in die Kirche eingebrochen sei und sich oben über die Orgel hermachte. „Ei," sagte ich, „das muß man laut sagen." Ich ergriff die Hand des Generals Hautpoule und bat jammervoll um Schonung meiner Kirche. Er auf, — ergriff meinen Stock, lief ohne Hut mit dem Schullehrer der Kirche zu und prügelte alles mit vollem Generalseifer zum Tempel hinaus. Dies Verfahren fiel mir sehr auf. Ich meinte, ein Offizier hätte diese Prügelei mit etlichen Husaren auf Befehl des Generals auch vornehmen können. Er tat's aber selbst, und ich bin ihm Dank dafür schuldig. Als abgegessen war und etliche Butten Wein von den Herren ausgeleert worden waren, geschah Aufstehen und Aufbruch in einem Augenblick. — „Adieu, Monsieur Pasteur, Adieu!" — Der General ließ mir einen Leutnant mit etlichen Dragonern, die Bärenmützen mit Roßschweifen daran aufhatten, als Schutzwache da. Allein das war wirklich Überfluß, denn ich hatte nichts mehr als mich, — und war mir sehr nachteilig; denn ich mußte dafür den Rest meiner Barschaft bezahlen, jedem Dragoner zwei Laubtaler. Der Offizier
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer