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1. Aus der Heimat - S. 319

1910 - Nürnberg : Korn
— 319 — Ein Tierfell ist ihr Kleid. In der rechten Hand hält sie das kurze Schwert, mit der linken hält sie den Kranz aus Eichenlaub empor. — „Ich bin 64 Jahre alt," sagte der König zu den Herren, die bei ihm standen, „hab' viel Schönes gesehen, so Schönes noch nie! Hab' viele Freuden erlebt, solche Freude noch nie!" Ja, nun war es fertig nach zwölf Jahren. Fast eine Viertelmillion Gulden hatte die Statue und die Halle gekostet. Der König fuhr heim in die Stadt; die Leute verliefen sich. Zuletzt war nur mehr ein Häuflein Herren da. Sie gingen um die Statue und betrachteten sie von allen Seiten. Sie stiegen die Treppen hinab zur Türe am Sockel der Statue. Der Sockel war immer hohl. Auf 66 steinernen Stufen stiegen sie im Sockel hinauf zur Figur. Und dann stiegen sie in der Figur weiter aus einer eisernen Wendeltreppe mit 60 Stufen, bis sie fast atemlos im Haupte ankamen. Da waren zwei Sitze aus Metall, gerade unter den Augenlöchern. Sie setzten sich, rasteten und schauten herum. So groß war der Raum im Kopf, daß sechs bis sieben Personen da bequem sitzen konnten. Jetzt schauten sie zu den Augenlöchern hinaus. Da unten lag die Stadt München mit ihren Türmen und roten Dächern. Und da lag die weite Ebene im Sonnenschein mit ihren weißen Dörfern, grünen Wäldern und blauen Seen. Und weit gegen Süden stand eine zackige Mauer von hohen Bergen. Sie setzten sich wieder. „Vor mehr als zwölf Jahren war es, 1837," sagte einer der alten Herren, „da bestellte König Ludwig bei Herrn Schwanthaler dieses Standbild. Zuerst sollte er ein Modell machen, ganz klein, nur drei Fuß hoch, damit der König sah, toie die große Figur sich ungefähr ausnimmt. Denn ungeheuer hoch sollte die Figur werden, und hier außen bei Sendling sollte sie aufgestellt werden auf der Wiese, wo in der Weihnacht die Bauern mit den Österreichern stritten. Und nun machte Schwanthaler das Standbild groß, aber vorerst nur aus Lehm. In der Nähe der Eisengießerei wurde aus dem Holz von zwanzig Flößen eine hohe Bretterhütte gebaut. Da formte Schwanthaler die Riesenfigur. Vier Jahre modellierte er daran. Es war Herbst und kalt. Da steht das große Bild aus Lehm, man sieht es kaum, denn es ist rings verdeckt vom Gerüst, zu dem man auf Leitern hinaufsteigen kann. Hoch oben stehen die Gehilfen Schwanthalers und arbeiten. Und unten im Wagen fährt Herr Schwanthaler um die Figur und betrachtet sie lang und scharf von allen Seiten. Er ist krank. Es wehte ein eisig kalter Wind, es sing an
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