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1. Aus der Heimat - S. 348

1910 - Nürnberg : Korn
— 348 — die Leute durch die Straßen bis gegen Mitternacht. Aber den König hatte die Revolution tief gekränkt. „Ich habe ein gutes Gewissen," sagte er, „und kann den Leuten offen in die Augen schauen. Die Staatsgelber habe ich immer gewissenhaft öerwenbet. Der Bürgermeister einer Republik sann nicht gewissenhafter sein. Keinen roten Heller habe ich für mich gebraucht ober veruntreut. Ich bin in biefer Hinsicht arg verleumbet worben." — Eines Tages nach Mittag ließ er alle volljährigen Prinzen zusammenkommen und sagte ihnen, er wolle nicht mehr König sein. Am anberen Morgen ftanb es schon groß gebruckt in den Zeitungen: „König Ludwig hat abgebankt." Und babei lag ein Extrablatt, das noch spät abenbs um 10 Uhr gebruckt würde: „Bayern, eine neue Richtung hat begonnen, eine andere als die in der Verfassungsurkunbe enthalten, in welcher ich nun 23 Jahre geherrscht. Ich lege die Krone nieber zugunsten meines geliebten Sohnes, des Kronprinzen Maximilian. Treu der Verfassung regierte ich, dem Wohle des Volkes war mein Leben geweiht. Als wertn ich eines Freistaats Beamter gewesen, ging ich mit dem Staatsgut, den Staatsgelbern um. Ich kann jebem offen in die Augen sehen. Und nun meinen tiefgefühlten Dank allen, die mir anhängen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt glühenb mein Herz für Bayern, Deutschland" Zwei -Lage später saßen die Abgeorbneten im Stänbehaus und warteten aus den neuen König. Draußen rollte ein Wagen, man hörte die Leute rufen. König Max trat ein und bestieg sofort den Thron. „Meine Lieben und Getreuen, die Stäube des Reichs!" fing er an zu reben, „ich habe Veranstaltung getroffen, daß Ihnen ohne Verzug Gesetze vorgelegt werben über die Verantwortlichkeit der Minister, über die Preßfreiheit, über die Münblichfeit und Öffentlichkeit des Gerichtsverfahrens und über die Ablösung der ©runbtasten." — Am andern Abenb lief ein großer Volkshaufe auf dem Dultplatze hinter einer ochar Stubenten her. Die trugen an einer Stange einen Strohmann, dem ein Säbel an der Seite hing. Den Strohmann hielten sie hoch empor, zeigten ihn den Gaffenben und riefen: „Dies ist der jute König von Preußen. Nieber mit ihm!" Und sie zünbeten den Strohmann an. Da kamen Soldaten. „Hoch der König Maximilian!" ries der Volkshaufe und die ganze Schar lief auseinanber.
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