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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 196

1914 - München : Oldenbourg
— ,96 — burger schlecht, der meinte, daß nun wirklich alles still und feierlich durch die Stadt geschlichen wäre. Nein, tausendstimmiger Jubel füllte die Straßen, der Regent, die Prinzen, Kaiser Wilhelm und die übrigen Fürstlichkeiten wurden überall und immer von neuem mit Beweisen der Zuneigung und Ehrfurcht überschüttet und der Schmuck der Straßen und Gebäude stand dem bei früheren Gelegenheiten nicht nach. Mit kräftigem Zuge lehrte der Kaiser den ihm von einer holden Jungfrau kredenzten Becher 93 er Stein und auch der Regent trank seinen pumpen bis zur Nagelprobe leer. Daß in der großen Friedensprüfung die bayerische Armee vor ihrem alten Feldzeugmeister und vor dem obersten Kriegsherrn bestand, das bewies das rückhaltlose Lob des Kaisers; sie wird, ausgebaut und gestärkt unter Wittelsbacher Xiut, auch fürderhin ein £)ort und eine wacht des Friedens sein. 25. Prinz Luitpold im Spessartwald. wenn die Novembernebel fielen und Rauhreif die waldigen Höhen umzog, dann ging prinz Luitpold nach dem Spessart, unter dessen uralten Eichen die borstige Wildsau haust. Port war ein wahrhaft königliches Jagen. Durch die tausendjährigen Forste in ihrer überwältigenden Einsamkeit und Stille weht es wie Gottesschauern und Jungsiegfriedkraft trinkt der, der dieses Waldes ernste Schönheit mit vollen Zügen schlürft. Darin ein Schlößlein klein und warm, das wie ein lichter (Traum im düsteren Grunde liegt: Rohrbrunn! Hier weilte der Regent doppelt gern, 50 Jahre lang jeden Herbst, mit Ausnahme der Jahre ,870 und ,886. Es waren Freudentage für das Frankenland, wenn der Regent frisch und gutgelaunt durch die geschmückten Stationen fuhr, durch Würzburg, wo Heller Jubel ihn umbrauste und er in leutseliger weise sich nach den Verhältnissen seiner Geburtsstadt erkundigte, durch Gemünden und Lohr, um in Marktheidenfeld, von strahlenden Kinderaugen begrüßt, zu wagen in den prachtvollsten aller deutschen Wälder zu fahren. Und weidfröhlich, aber auch streng geregelt verrannen dort die Tage. Frühmorgens 1j27 Uhr verließ er das Bett und nahm eine Stunde darauf gemeinsam mit seinem Jagdgefolge den Kaffee ein. Nach Durchsicht der eingegangenen post und Erledigung des Dringendsten erfolgte gegen 9 Uhr die Abfahrt zur Jagd und zwar stets im offenen wagen. Im Gebirge ritt er stramm seinen Pony. In 30—50 cm tiefem Schnee und unempfindlich für die eisigsten Windstöße stand er auf dem Anstand und brachte mit unfehlbarer Sicherheit die schäumend aus dem Gehölze brechenden Schwarzröcke zur Strecke. Um die Mittagszeit wurde an geschützter Stelle ein warmes Frühstück aus dem Küchenwagen eingenommen, oft auch ein Feuer angebrannt, an dem die hohen Jäger sich wärmten. Nach der Jagd überreichte er jedem Treiber persönlich eine Zigarre, überdies erhielten die Leute zu dem üblichen Tagelohn
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