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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 39

1910 - Paderborn : Schöningh
Die Entwicklung Brandenburg-Preußens. 39 Mann bei einer Einwohnerzahl von 2 l/2 Millionen; im Vergleich mit den Armeen anderer europäischer Staaten — Frankreich zählte 160000, Rußland 130 000, Österreich 100 000 Mann — war diese Ziffer ganz bedeutend. Selbstverständlich konnte eine so hohe Zahl Soldaten nur zum Teil der eigenen Landesbevölkerung entnommen werden. Ein großer Teil wurde durch Werber im Anslande gewonnen. Hohe Summen, die bei der Werbung — vor allem für die „langen Kerls" — aufgeboten wurden, gingen so dem Heimatlande verloren, und Zwistigkeiten mit den Nachbarländern, die den größten Teil der Geworbenen stellten, konnten auf die Dauer nicht ausbleiben. Das veranlaßte den König, die Armeeergänzung mehr an den eigenen Landesboden zu fesseln. Das Kantonreglement von 1733 schuf ein gesetzlich geordnetes Rekrutierungssystem. Jedem Regiment wurde ein bestimmter Bezirk (Kanton) zugewiesen; aus diesem sollte es seinen Bedarf an Rekruten ganz oder doch zum größten Teile decken. Da aber viele Staatsangehörige militärfrei blieben — der Adel, die Söhne der höheren Beamten und Geistlichen, alle mit einem Kapitalbesitz von mindestens 10 000 Talern, die Wollarbeiter. manche eingewanderte Arbeiter —, so blieb auch die Werbung im Auslande noch bestehen. Der Anfang, ein nationales Wehrsystem an Stelle des Söldnerwesens zu setzen, war aber gemacht. Wahrend bisher die Obersten selbständige Unternehmer des Heeres waren (vgl. Wallenstein), betonte Friedrich Wilhelm seine kriegsherrliche Stellung an der Spitze seiner Truppen. Die Obersten und alle Offiziere ernannte er selbst. Der König betrachtete sich aber nicht nur als Herr, sondern auch als ein Glied der Armee: er selbst trug seit 1725 ständig den Unisormrock — der Große Kurfürst hatte bereits die Uniform eingeführt — als Oberst seines Potsdamer Regiments, und es war fein Stolz, der oberste Kriegsherr seines Heeres zu fein. So hob sich allmählich das Ansehen des Soldaten, und zahlreiche Adelige nahmen Offizierstellen im preußischen Heere an. Das Berliner Kadettenhaus wurde die Pflanzfchule des Offizierkorps, das zu seinem weitaus größten Teile der Heimat entstammte. Mit der Vermehrung der Truppen und der Neuregelung ihrer Ergänzung ging die Verbesserung der Ausbildung Hand in Hand. In den beiden „Modellregimentern", dem „Riesenregiment" des Königs in Potsdam und dem Leopolds von Dessau in Halle wurden alle Neuerungen zuerst erprobt. Der eiserne Ladestock, das verbesserte Bajonnet, der Gleichschritt und das Gefchwindfeuer nahmen von hier aus ihren Weg in die preußische Armee. Wenn auch über preußischen Dienstdrill und unerbittliche Strenge im Heere zu damaliger Zeit und
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