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1. Bd. 1 - S. 30

1912 - Leipzig : Dyk
— 30 — wenn ihre Glieder von Frost starren. Ihr einziges Getränk ist das Regenwasser, welches sie in Gruben und in dem Vorhof ihres Hauses aufbewahren. Und wenn diese Stämme heute von dem römischen Volke besiegt werden, so klagen sie über Knechtschaft! So ist es fürwahr: viele schont das Geschick, um sie zu strafen. Ein anderes Wunder bieten die Wälder. Wald erfüllt das ganze übrige Germanien und mehrt die Kälte durch tiefen Schatten; die höchste Waldung aber ist nicht weit von den oben genannten Chaukern, besonders rings um zwei Seen. Das Gestade selbst ist mit Eichen besetzt, die ein ungeheures Wachstum haben. Von den Fluten untergraben oder vom Sturme fortgerissen, reißen sie große Inseln mit sich fort, welche ihre Wurzeln umfassen. So treiben sie, geradestehend, auf dem Meere; wie Takelwerk erscheinen ihre gewaltigen Aste. Oft sind durch sie unsere Flotten in Schrecken gesetzt, wenn sie von den Fluten, als ob es Absicht wäre, bei Nacht gegen unsere Schiffe getrieben wurden, die dann, da man kein Mittel dagegen wußte, den Bäumen eine förmliche Seeschlacht liefern mußten. 9. Die Römer an der deutschen Nordseeküste. (16 n. Chr.) Germanikus übergab von den Legionen, die er zu Schiffe nach Germanien geschafft hatte, die zweite und vierzehnte dem Publius Vitellius, damit er sie den Landweg führe und damit so die Flotte leichter über das seichte Meer dahinglitte oder, wenn es zurückebbte, ohne Gefahr auf den Watten warten könne. Vitellius hatte zuerst auf trockenem Boden oder bei mäßigem Andrang der Flut einen ruhigen Marsch. Es war aber die Zeit der Tag- und Nachtgleiche im Herbst, in der die Nordsee am stärksten anschwillt. Da erhob sich ein Sturm aus Nordwest, und das Hochwasser brachte den Heereszug in wüste Unordnung. Das Land wurde überflutet. Das heranspülende Meer, das Ufer, die Ebene, eins sah aus, wie das andere; keiner konnte Sumpf und festes Land, flache und tiefe Stellen unterscheiden. Zugvieh und Gepäck wurden von den Fluten umgeworfen und vom Strudel verschlungen; tote Körper schwimmen dazwischen umher und versperren den Weg. Ganze Abteilungen geraten durcheinander, bald bis an die Brust, bald bis an den Mund im Wasser, bisweilen, wenn sie den Boden unter ihren Füßen verloren, auseinandergesprengt oder untersinkend. Kein Befehl, kein gegenseitiger Zuruf half, die rauschenden Wellen verschlangen
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