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1. Bd. 1 - S. 49

1912 - Leipzig : Dyk
— 49 — durch Ziegenfelle, die Schuhe schneiden sie sich nicht nach dem Fuße zu und sind deshalb im freien Gehen gehindert. Aus diesem Grunde sind sie auch zum Fußkampf wenig geeignet, dagegen an ihren Pferden, die zwar dauerhaft, aber von häßlichem Aussehen sind, wie angeheftet, und sitzen zuweilen nach Frauenweise auf denselben. Tag und Nacht bringen sie auf ihnen zu, kaufen und verkaufen, essen und trinken reitend und überlassen sich, auf dem schmalen Nacken des Tieres niedergebeugt, einem Schlafe, der so fest ist, daß selbst die bunten Träume nicht fehlen. Auch wenn über wichtige Angelegenheiten zu beraten ist, werden die Verhandlungen zu Pferde geführt. Ohne durch königliche Gewalt beschränkt zu sein, begnügen sie sich, in stürmischer Weise einen ihrer Häuptlinge zum Führer zu wählen, und brechen sich dann durch alle Hindernisse Bahn. Durch einen Angriff bedroht oder gereizt, lassen sie sich zuweilen auch in einen förmlichen Kampf ein und stürzen sich in keilförmigen Massen unter fürchterlichem Kriegsgeschrei auf den Feind. Ungemein flüchtig und behend sprengen sie auf einmal absichtlich auseinander und fallen in unordentlichen Haufen bald da, bald dort wieder frisch ein, um ein mörderisches Blutbad anzurichten; wegen dieser außerordentlichen Eilfertigkeit sieht man auch niemals, daß sie die Erstürmung eines Walles oder eines feindlichen Lagers versuchen. Aus der Ferne schießen sie mit Pfeilen, die aus Knochen geformte, mit wunderbarer Kunst ineinandergefügte, aber abtrennbare Spitzen haben. In der Nähe kämpfen sie mit dem Schwert und suchen, vor einem Schwerthieb sich sorgfältig in acht nehmend, die Feinde mit zusammengedrehten Tuchfetzen so zu verstricken, daß den des Gebrauchs ihrer Glieder beraubten Gegnern jede Bewegung zu Pferd oder zu Fuß unmöglich wird. Niemand bei ihnen bebaut das Feld oder berührt je eine Pflugschar. Ohne feste Wohnsitze, ohne Heimwesen und Gesetz oder bestimmte Sitte und Satzung ziehen sie mit ihren Wagen, die ihnen zur Wohnung dienen, Flüchtigen gleich, von einem Ort zum andern; auf den Wagen weben die Weiber ihnen die garstigen Gewänder, pflegen des Umgangs mit ihren Männern, gebären ihre Kinder und behalten sie bei sich bis zu den Jahren beginnender Mannbarkeit. Keiner von ihnen kann auf Befragen den Ort seiner Heimat angeben, denn an dem einen ist er gezeugt, fern davon geboren, noch weiter weg erzogen worden. Bei einem Waffenstillstand zeigen sie sich treulos, unzuverlässig, bei jedem Windstoß, der neue Hoffnung zuführt, veränderlich und der blindesten Wut völlig untertan. Gleich un-
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