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1. Bd. 1 - S. 73

1912 - Leipzig : Dyk
— 73 — Eine große Gabe der Natur ist es fürwahr, seinen Rachedurst zu stillen. Darum also laßt uns frisch die Feinde angreifen! Mutiger ist immer, wer den Kampf selbst eröffnet. Verachtet die Vereinigung zwieträchtiger Völker! Sich mit Bundesgenossen verteidigen, ist ein Kennzeichen der Furcht. Seht nur, noch vor unserem Angriff werden sie vom Schrecken gejagt, suchen Anhöhen zu gewinnen, besetzen Berggipfel und verlangen in zu später Reue nach Deckung im offenen Felde! Es ist euch bekannt, wie leicht die Waffen der Römer sind; vom Staub schon, geschweige denn von der ersten Wunde werden sie niedergedrückt, während sie noch in Reih und Glied treten, ihre Schlachtlinien bilden und die Schilde aneinander schließen! Kämpft mit eurer gewohnten Ausdauer, kümmert euch nicht um ihre Heeresmacht, dringet ein auf die Alanen, stürzt euch auf die Westgoten! Dort können wir einen raschen Sieg holen, wo der Kern der Feindesmacht ist. Wenn aber einmal die Sehnen abgehauen sind, sinken die Glieder kraftlos zurück. Da mag sich euer Mut hervortun, eure gewohnte Wut zum Ausdruck kommen! Wer verwundet wird, vergelte mit dem Tod eines Feindes: wer noch heil, sättige sich in ihrem Blut! Die Sieger wird kein Geschoß treffen; wer zum Tod bestimmt ist, den erreicht das Geschick auch in Friedenszeit. Warum sollte das Glück den Hunnen Sieg auf Sieg über so viele Völker verliehen haben, wenn es sie nicht ans die Freude dieses Kampfes hätte vorbereiten wollen? Das ist das Feld, das uns so viele Siege verheißen haben. Ich selbst werde zuerst mein Geschoß in die Feinde schleudern. Wenn einer Ruhe ertragen kann, während Attila kämpft, ist er tot." Hierdurch begeistert, stürzten sie alle in den Kamps. Und obwohl die Lage eine furchtbare war, die Gegenwart des Königs befreite auch die Ängstlichen von jedem Zandern. Es kam zum Handgemenge; ein schrecklicher Kampf, ein gewaltiger, vielförmiger, mit solcher Hartnäckigkeit geführt, wie es nirgends im Altertum berichtet wird. Wer dieses Wunders Anblick genoß, der hat nichts Großartigeres in seinem Leben sehen können. Denn, wenn man den Erzählungen der älteren Leute glauben darf — das Bächlein, das in niederen Ufern au der erwähnten Ebene vorbeifließt, schwoll von dem reichlichen Blut der Getöteten an und wuchs nicht wie sonst durch Regengüsse, sondern wurde infolge der ungewohnten Verstärkung durch des Blutes Zufluß ein reißender Gießbach. Und die, welche dort eirte Verwundung den brennenden Durst zu stillen nötigte, schlürften das Naß mit Blut vermischt. So tranken sie, durch 6 *
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