Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 1 - S. 97

1912 - Leipzig : Dyk
— 97 — und Lavaströme brechen aus seinem Innern hervor und wälzen sich die Abhänge herab. Am Fuß des Vesuvs sind Quellen mit trinkbarem Wasser, aus denen ein Fluß namens Drakon entsteht, der bei Nuceria vorbeifließt. An den Ufern dieses Flusses schlugen damals die beiden Heere ihre Lager auf. Der Drakon ist zwar nur ein kleiner Fluß, aber für Reiter und Fußgänger nicht passierbar, da er in einem engen, tiefen Bett einherfließt und seine User außerordentlich abschüssig sind. Ob das durch die vulkanische Natur des Bodens oder die Kraft des Wassers bewirkt ist, vermag ich nicht zu sagen. Die Goten besetzten nun die Brücke, welche über den Fluß führte, und hatten ihr Lager dicht an derselben. Sie wurde durch hölzerne Türme und Maschinen aller Art, unter anderen auch durch sogenannte Ballisten befestigt, damit die Goten ihre Feinde durch Schüsse von oben belästigen könnten. An ein Nahgefecht war nicht zu denken, da der Fluß, wie schon bemerkt, die Gegner trennte; man trat nur so dicht wie möglich ans Ufer und beschoß sich gegenseitig. Auch einige Zweikämpfe kamen vor, wenn ein Gote die Brücke überschritt und dazu aufrief. So lagen sich die Heere zwei Monate einander gegenüber. Und solange die Goten die See beherrschten und zu Schiff Lebensmittel heranschaffen konnten, vermochten sie standzuhalten, da ihr Lager vom Meere nicht weit entfernt war. Dann aber bemächtigten sich die Römer der feindlichen Schiffe durch den Verrat eines gotischen Mannes, der den Oberbefehl über die ganze Flotte hatte, und außerdem kamen nun unzählige Schiffe für sie aus Sizilien und den anderen Teilen des Reiches. Außerdem ließ Narses (der Nachfolger Belisars) am Flußufer hölzerne Türme aufstellen, welche den Goten allen Mut benehmen mußten. Deshalb gerieten die Goten, die bereits Mangel an Lebensmitteln litten, in große Bestürzung und zogen sich auf einen Berg ganz in der Nähe zurück, den die Römer auf Lateinisch „Mons Lactarins" nennen. Dorthin konnten ihnen die Römer nicht folgen. Aber die Barbaren sollten sofort bereuen, sich dorthin zurückgezogen zu haben, da sie noch viel größeren Mangel leiden mußten und gar kein Mittel hatten, für sich und die Pferde irgend etwas aufzutreiben. Deshalb schien es ihnen besser, den Tod in offener Schlacht zu suchen, als Hungers zu sterben. Unerwartet rückten sie vor und machten plötzlich einen Angriff auf die Feinde. Die Römer wehrten sich den Umständen gemäß, d. h. nicht in Reih und Glied, sondern bunt durcheinander, ohne selbst die gegebenen Befehle hören zu können. Dennoch verteidigten sie sich, so gut es ging, mit aller Kraft.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer