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1. Bd. 1 - S. 98

1912 - Leipzig : Dyk
— 98 — Die Goten hatten ihre Pferde laufen lassen und standen alle zu Fuß, mit der Front gegen den Feind, in einer tiefen Phalanx. Als das die Römer sahen, stiegen sie ebenfalls ab und stellten sich ebenso auf. Jetzt komme ich an die Beschreibung einer höchst denkwürdigen Schlacht und des Heldenmuts eines Mannes, der in keiner Beziehung einem der sogenannten Heroen nachsteht. Und zwar will ich von Tejas reden. Die Goten stachelte ihre der-' zweifelte Lage zur Tapferkeit an, die Römer leisteten ihnen, obgleich sie ihre Verzweiflung bemerkten, mit allen Kräften Widerstand, da sie sich schämten, dem schwächeren Gegner zu weichen. Beide gingen mit Ungestüm auf die nächststehenden Feinde los, die einen, weil sie den Tod suchten, die andern, weil sie um die Palme des Sieges stritten. Früh am Morgen begann die Schlacht. Weithin kenntlich stand Tejas mit wenigen Begleitern vor der Phalanx, von seinem Schilde gedeckt und die Lanze schwingend. Wie die Römer ihn sahen, meinten sie, mit seinem Fall werde der Kampf sofort zu Ende fein, und deshalb gingen gerade die tapfersten, sehr viele an der Zahl, geschlossen gegen ihn vor, indem sie alle mit den Speeren nach ihm stießen oder warfen. Er aber fing alle Speere mit dem Schilde, der ihn deckte, auf und tötete viele in blitzschnellem Sprunge. Jedesmal, wenn sein Schild von aufgefangenen Speeren ganz voll war, reichte er ihn einem seiner Waffenträger und nahm einen andern. So hatte er ein Dritteil des Tages unablässig gefochten. Da ereignete es sich, daß in seinem Schilde zwölf Speere hafteten, so daß er ihn nicht mehr beliebig bewegen und die Angreifer nicht mehr damit zurückstoßen konnte. Laut rief er einen seiner Waffenträger herbei, ohne seine Stellung zu verlassen oder nur einen Finger breit zurückzuweichen. Keinen Augenblick ließ er die Feinde weiter vorrücken. Weder wandte er sich so, daß der Schild den Rücken deckte, noch bog er sich zur Seite, sondern wie mit dem Erdboden verwachsen stand er hinter dem Schilde da, mit der Rechten Tod und Verderben gebend, mit der Linken die Feinde zurückstoßend — so rief er laut den Namen des Waffenträgers. Dieser trat mit dem Schilde herzu, und er nahm ihn sofort statt des speerbeschwerten. Bei dieser Bewegung war nur einen kurzen Augenblick seine Brust entblößt: ein Speer traf ihn, und er sank sofort tot zu Boden. Einige Römer steckten seinen Kopf auf eine Stange und zeigten ihn beiden Heeren, den Römern, um sie noch mehr anzufeuern, den Goten, damit sie in Verzweiflung den Kampf aufgäben. Die Goten taten das aber keines-
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