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1. Bd. 2 - S. 8

1914 - Leipzig : Dyk
aus Gold gemacht halten, in der Meinung, daß der sogenannte Gott des Ortes1) nur aus dern Stoffe eines edleren Metalls gegossen sein könne, und während einer, um den Hahn loszureißen, sich mit der Lanze, ein kräftiger Mann, wie er war, vorbog, stürzte er von der Höhe in den Vorhof und karn um. Der andere inzwischen, wie er zum höchsten Punkte des östlichen Turmgiebels kam, fiel, während er sich zur Beschimpfung des Gottes des Heiligtumes selbst bereit gemacht hatte, den Leib zu leeren, rücklings hinab und wurde ganz zerschmettert. Wie Heribald nachher berichtet hat, hatten sie diese beiden zwischen den Pfosten der Türflügel verbrannt, und der flammenspeiende Scheiterhaufen griff heftig die Oberschwelle und das Deckengetäfel an, und um die Wette mischten mehrere mit Stangen die Brände; dennoch hatten sie keineswegs den Tempel des Gallus, so wenig als den des Magnus, in Brand stecken können. Im gemeinschaftlichen Keller der Brüder aber waren zwei Fässer mit Wein, die noch bis zu den Zapfen voll waren. Weil in jenem entscheidenden Augenblicke niemand die Rinder anzuspannen oder sie anzutreiben wagte, waren dieselben so zurückgelassen worden. Diese jedoch öffnete keiner der Feinde, ich weiß nicht, durch welches Glück unserer Stätte, außer etwa, daß die Feinde an solchem auf ihren Beutefuhrwerken ohnedies Überfluß gehabt hatten. Denn als einer von ihnen mit geschwungener Axt eines der Faßbänder aufschneiden wollte, sagte Heribald, der unter ihnen schon wie ein Hausgenosse verkehrte: „Laß, guter Mann! Was willst Du denn, das wir trinken, nachdem Ihr davongegangen sein werdet?" Als das jener durch den Dolmetscher hörte und auflachte, bat er die Genossen, daß sie seines Narren Geschirre nicht berühren möchten. Und so wurden sie bewahrt, bis der Abt sie zu Gesicht bekam, nachdem die Ungarn den Platz verlassen. 54. Späher aber, welche die Wälder und jegliche verborgenen Plätze angelegentlich durchsuchen sollten, entsenden jene um die Wette; sie warten auf dieselben, ob sie etwas Neues zurückbrächten. Endlich . . . verbreiten sie sich durch den Vorhof und die Wiesen hin zu reichlichen Mahlzeiten. Auch das mit Silber bekleidete Sitz orium des heiligen Othmar, welches die plötzlich angegriffenen Flüchtlinge nicht fortschaffen konnten, berauben sie seiner Hülle. Die Führer nämlich besetzen den flachen Platz des innern Klosters und schmausen in jeglicher Fülle. Auch Heribald sättigte sich in ihrer Gegenwart mehr, als jemals sonst, wie er selbst nachher sagte. Und weil sie nach ihrer Sitte ohne Sitze einzeln zum Schmausen über das x) Einfältiger klösterlicher Wortwitz über gallus (der Hahn) und Gallus (der Stifter des Klosters).
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