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1. Bd. 2 - S. 54

1914 - Leipzig : Dyk
— 54 — schuldigten, daß er unter dem Vorwande der Vertraulichkeit mit dem Könige ganz allein die Regierung zu offenbarer Gewaltherrschaft sich angemaßt habe; deshalb verweigerten sie dem Könige die gewohnten Dienste. Jener wollte den König nicht in andere Teile des Reichs wegführen, damit er nicht, wenn er mit anderen Fürsten den ersten Platz im Rate und Vertrauen des Königs teilen müsse, sich selbst die Höhe seiner angemaßten Einzelherrschaft etwas schmälerte. Aber die Reichsfürsten schienen nicht willens, diese Unbill länger zu dulden. Die Erzbischöfe von Mainz und Köln mit den übrigen, die um das Wohl des Staates Sorge trugen, hielten häufige Zusammenkünfte und ersuchten alle übrigen, gemeinsam mit ihnen zu beraten, was unter diesen Umständen zu tun nötig sei. Als hierauf dieses Einverständnis schon zur Reife gediehen war, kündigten sie allen Reichsfürsten eine allgemeine Tagfahrt zu Tribur an, um hier den Erzbischof von Premen, den gemeinschaftlichen Feind aller, insgesamt durch gemeinschaftliche Maßregeln zu bekämpfen und dem König anzukündigen, daß er entweder von der Regierung abtreten oder der Vertraulichkeit und Freundschaft mit dem Erzbischof von Premen sich entledigen müsse. Als die Nachricht von diesem unheilvollen Ereignisse nach Goslar gelangt war, eilte der König schnell zu dem anberaumten Fürstentage. Mit ihm kam auch der Graf Wernheri und begab sich zur Einkehr nach dem Dorfe Jngilniheim, von dem ein Teil auch zu unserem Kloster gehört. Hier begannen nun feine Reisigen bei den Einwohnern Beute zu machen; diese aber riefen zu den Waffen und suchten sich zur Wehr zu setzen, so daß sich ein blutiger Kampf entspann. Der Graf Wernheri eilte den ©einigen zu Hilfe und war eifrig zu Gange: da traf ihn einer der niedrigsten Leibeigenen unseres Klosters oder, wie andere sagen, eine Tänzerin mit einer Keule auf das Haupt, so daß er zusammenstürzte und halbtot zu dem Könige hingetragen wurde. Die anwesenden Bischöfe ermahnten ihn, daß er doch jetzt, da er schon in den letzten Zügen läge, vor Gott Buße tun möchte, daß er erkenne, wie er durch das Gebet der Hervelder Mönche sein Leben einbüße und ihnen den Meierhof Kirhberc, den er unrechtmäßig in Besitz genommen hatte, zurückgebe; er aber fügte sich auf keine Weise, bis die Bischöfe ihm einstimmig drohten, dem Sterbenden das heilige Abendmahl nicht reichen zu wollen, wenn er nicht vorher von dem Gewicht einer so großen Sünde sich entlastet hätte. So gab er endlich nach, mehr von Schamgefühl als von Gottesfurcht bewegt, stellte jenes Gut zurück und verschied gleich darauf. Am bestimmten Tage war das Antlitz aller trübe gegen den König, trüber für ihn der Ausfpruch, daß er entweder der Regierung entsagen oder den Erzbischof von Premen aus seinem Rate und von
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