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1. Bd. 2 - S. 58

1914 - Leipzig : Dyk
— 58 — Begierde danach, als ob niemand in jenen Gegenden ihm würde widerstehen können, wenn er die Burg in seiner Gewalt hätte. Diese aber hatte immer den Vorfahren seines Gegners, des Sachsenherzogs Magnus, angehört und war jetzt nach dem Erbrechte an Magnus und seinen Oheim Heriman gekommen. Der König also ließ von seiner wenig zahlreichen Begleitung etwa siebzig der zuverlässigsten Kriegsleute in jener Burg, welche auch den Ort selbst und das ganze umliegende Land zwingen sollten, wie Knechte den königlichen Befehlen Folge zu leisten. Aber da diese unvorbereitet eingezogen waren, wartete Heriman nur, bis der König sein Gebiet verlassen hatte, und umlagerte dann die Burg mit Heeresmacht. Was sollten jene nun tun? Die Burg war freilich sehr fest und nur durch Hunger zu überwinden, enthielt aber außer wenigem Brot, welches die Mönche bei ihrem Entweichen zurückgelassen hatten, nichts Eßbares, und der Hunger hieß sie das Schloß verlassen; aber draußen verwehrte die drohende Schärfe des Schwerts ihnen den Abzug. Denn für ihre geringe Anzahl war es zu gefährlich, sich mit einem ganzen Heere in Kampf einzulassen. Sie erboten sich also dem Grafen Heriman zu freiwilliger Ergebung; aber dieser erklärte, er werde nicht einen Mann von ihnen entkommen lassen, wenn nicht Herzog Magnus, seines Bruders Sohn, heimkehre. Als der König dieses erfuhr, war er in großer Bedrängnis und konnte nicht leicht einen vorteilhaften Ausweg ersinnen. Jene Belagerten mit Gewalt befreien, das konnte er nicht, weil er sich nicht getraute, aus den Sachsen, die gegen ihn erbittert waren, ein Heer aufzubieten; von den'anderen Völkern aber, die seiner Herrschaft untertan waren, konnte er doch nicht eine hinreichende Mannschaft versammeln, um ohne Gefahr dorthin zu ziehen. Den Herzog wollte er nicht herausgeben, weil er gegen einen Sachsenkrieg gesichert war, solange er ihn gefangen hielt. Denn nur die Furcht, es möchte dem Herzog das Leben kosten, bewirkte, daß man nach so vielfach erlittenem Unrecht noch keinen Krieg begann. Wenn er aber so viele seiner treusten Anhänger, von denen manche adelige und tapfere Verwandte hatten, umkommen ließe, so würde er in Zukunft keinen mehr finden, der ihm die Treue bewahrte und keinen Augenblick vor ihren Angehörigen sicher sein. Er gab also endlich den Herzog Magnus los und erhielt dafür die ganze Schar seiner Getreuen zurück. Daher entstand das Sprichwort, welches sich durch ganz Sachsen verbreitete, daß man für siebzig Schwaben einen Sachsen kaufe, oder daß siebzig Schwaben gegen einen Sachsen ausgelöst werden.
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