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1. Bd. 2 - S. 92

1914 - Leipzig : Dyk
— 92 — verworfen hätten; was er unvorsichtigerweise beschworen habe, das möge er sich aus dem Sinne schlagen; vielmehr würde er sich erst recht heiligen, wenn er den Eib, geschworen einem Exkommunizierten, nicht gelten ließe. Der Vater ahnte von seinem Sohne nichts Arges und ließ sich bessen Vertraulichkeit mit den Großen des Reiches gefallen, in der Hoffnung, daß sie ihm künftighin zur Behauptung des Thrones um so treuern und kräftigern Beistanb leisten würden, je eher sie sich in Liebe aneinanber geschlossen hätten. Doch kurz gesagt, erregbar wie die Jugend ist, folgte des Kaisers Sohn „von Begierbe betört und hingerissen", sofort der arglistigen Eingebung mit Herz und Hand. Vom Vater sich zu trennen, wartete er bähet auf einen Augenblick, wo jenem der Abfall am gefährlichsten wäre. Der Kaiser befanb sich mit einem Heere auf dem Marsch gegen einige sächsische Rebellen, bereu Gestaubte ihm eben zur Unterhandlung entgegengeeilt waren, als plötzlich mit vielen Abtrünnigen der Sohn ihn verließ — der unfehlbar selbst von benen verlassen werben wirb, die ihn zur Untreue verleitet. Der Kaiser schickte ihm Voten1) nach, ries ihn mit Tränen und Ermahnungen zurück, beschwor ihn, seinen greisen Vater nicht in Trauer zu versetzen; er möchte vielmehr den Vater aller nicht beleibigen; er möchte sich dem nicht aussetzen, von den Menschen angespien zu werben, dem Gerebe der Welt zu verfallen; zubem sollte er des Eib es gebenken, den er ihm geleistet hätte; Feinde seien es, nicht Freunbe, Betrüger, nicht Berater, die ihm solche Dinge eingegeben hätten. Jener wies alles von der Hand und erklärte, er wolle nichts ferner mit ihm zu tun haben, weil er exkommuniziert sei. So betrieb er unter dem Vorwanbe der Sache Gottes die eigene Sache. Sofort burchzog er Bayern, Schwaben und Sachsen, trat mit den Fürsten in Berührung, gewann sie, neuerungssüchtig, wie die Menschen sinb, alle und bemächtigte sich der königlichen Gewalt, als hätte er seinen Vater bereits begraben. Bald zog er brohenb vor das Nürnberger Schloß. Mit welcher Mannhaftigkeit ba gestritten warb, zeigte der beiberseitige Verlust. Doch die Belagerten erfüllte je weniger Hoffnung, besto größere Verwegenheit; hätte nicht der Kaiser, um die Greuel zu euben, befohlen,2) das Schloß zu übergeben, noch jetzt würde jener mit fruchtloser Belagerung sich abmühen; es fei benn, daß Hunger, der alles erobernbe, die Eroberung vollzogen hätte. So groß war des Vaters Liebe! Des Sohnes Untat vergalt er mit väterlicher Wohltat; nicht der erlittenen Kränkung, fonbern dem x) Die Erzbischöfe von Köln und Trier, den Herzog Friedrich von Schwaben und seinen Kanzler Erlung (Hildesh. Annalen). 2) Dies wird sonst nicht überliefert und ist wohl auch nicht richtig.
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