Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 218

1914 - Leipzig : Dyk
— 218 — Weinender ward er in das Münster des heiligen Blasius, welches er selbst erbaut hatte, getragen und in der Mitte des Estrichs vor dem Kreuze, welches er aufgerichtet, an der rechten Seite seiner Gemahlin, der Herzogin Mathildis, der Tochter des Angelnkönigs, ehrenvoll bestattet, und so ist es geschehen, daß er die, welche er zur Genossin des Ehebettes gehabt, auch zur Genossin des Grabes hatte. Mögen ihre Seelen durch die Barmherzigkeit Gottes strahlende und ruhige Behausungen in der Gemeinschaft der Heiligen erhalten! Amen. 11. Teurung 1197. Der Mönch Reiner vom Sankt Jakobskloster in Lüttich hat uns „in seinen Jahrbüchern ein Werk hinterlassen, welches, aus größter Frische und Unmittelbarkeit der Kunde hervorgegangen, die Ereignisse wie auf einer hohem Warte einzeln an dem Leser vorüberziehen läßt. Es muß weitaus zu den reichsten, vor allem zu den lautersten Geschichtsquellen des ausgehenden zwölften und des eintretenden dreizehnten Jahrhunderts gerechnet werden" (Platner). Besonders wertvoll ist das Werk wegen seiner wirtschaftsgeschichtlichen Notizen. 1197. Die Gefahren dieses Jahres wage ich kaum zu schildern, da unsere Zeitgenossen niemals ein ähnliches erlebt haben. Eine Menge armer Leute stirbt vor Hunger; die Leichen gefallener Tiere werden ohne Unterschied von ihnen verzehrt, und fast alle Menschen verzweifeln wegen des drohenden Verhängnisses. Bis zum Feste des heiligen Barnabas (11. Juni) wird ein Scheffel Weizen für 18, ein Scheffel Spelt für 10 Schillinge verkauft. Am folgenden Tage aber werden für den Scheffel Weizen 32, für den Scheffel Spelt 17 Schillinge genommen. Und im Verlaufe der Zeit, als mau auf das Herannahen der Ernte hoffte, steigerte sich noch das Unheil; um den Jakobstag (25. Juli) wird der Scheffel Weizen für 40, der Scheffel Spelt für 20 Schillinge verkauft. Die armen Leute lagen auf den Straßen umher und starben; auch vor der Tür unserer Kirche, wenn der Frühchor gesungen wurde, lagen sie seufzend und sterbend und warteten auf das Almosen, welches beim ersten Morgengrauen verteilt wurde. In diesem Jahre ging uns am Epiphaniasfeste das Korn aus, und wir mußten mehr denn hundert Mark bis zum August für Brot ausgeben (4200 M. heutigen Geldes); auch hatten wir nur selten Wein von Mitte Mai bis zur neuen Weinlese. Bier aber fehlte uns während des ganzen Jahres. Unser Weizenbrot hatten wir 15 Tage vor dem August aufgezehrt, und im Konvent tranken wir Wasser ohne Unterschied. . . Eine späte Ernte; aber nach der Ernte wird der Scheffel Weizen für sechs Schillinge verkauft, der Scheffel Spelt für dreiundeinenhalben. . .
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer