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1. Geschichte des Mittelalters - S. 162

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
162 Auf dem Markte von Neapel war ein Blutgerüst aufgerichtet und mit rotem Suche bedeckt. Hierher führte man die unglücklichen Schlachtopfer. Das Urteil wurde ihnen hier nochmals vorgelesen und — so war es bei Verbrechern üblich — der Stab über ihnen gebrochen. Eine ungeheure Menge von Menschen war versammelt, Kopf an Kopf, alle Fenster waren dicht besetzt, selbst die Dächer mit Zuschauern bedeckt. Alle starrten mit beklommenen Herzen nach den unglücklichen Jünglingen; nur König Karl von Anjou freute sich; er sah selbst von einem Balkon dem Morden zu. Zuerst trat Konradin vor. Er legte sein Oberkleid ab und streckte seine weißen Arme gen Himmel. „Ach, meine Mutter, meine Mutter!" rief er, „welch eine schreckliche Nachricht wirst du von mir hören!" Dann zog er seinen Handschuh ab und warf ihn mitten unter das umstehende Volk. Ein Ritter nahm ihn auf und brachte ihn nachmals dem Könige von Aragonien, einem Verwandten Konradins. Nun hielt er feinen Nacken dem Schwerte hin. Friedrich von Baden schrie laut auf, als er den Kopf feines Freundes fallen sah, und rief Gott zum Zeugen feiner Unschuld auf. Dann kam die Reihe an ihn. Ebenso starben mehrere andere Häupter der hohenftaufifchen Partei. Konradin war der Letzte seines Hauses; mit ihm starb das erlauchte Haus der Hohenstaufen aus (1268). Karl von Anjou wütete nun gegen alle, die diesem unglücklichen Hause angehangen hatten. Bielen ließ er die Füße abhauen, und da alle über diese Grausamkeit murrten, ließ er die Verstümmelten in ein hölzernes Haus sperren und verbrannte sie. Auch in Sieilien verübten seine Söldlinge die unerhörtesten Grausamkeiten, und alle Gemüter brannten vor Unmut über die abscheulichen Franzosen. Lange unterdrückte Karl durch Härte jede Äußerung der Unzufriedenheit; da brach plötzlich, 14 Jahre nach Konradins Hinrichtung, im Jahre 1282, der lang verhaltene Groll in Sieilien los. Man nennt diese Empörung die sieilianisch e Vesper. Es war am zweiten Osterfeiertage, als sich die Einwohner von Palermo, der Hauptstadt von Sieilien, aufmachten, um nach einer eine Stunde weit gelegenen Kirche zu wallfahrten und dort die Vesper (Abendgottesdienst) zu feiern. Die ganze dorthin führende
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