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1. Geschichte des Mittelalters - S. 164

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
164 kurz, es ging immer schlechter, bis sich der König endlich gar mit allen seinen Rittern dem Sultan gefangen geben mußte. Wenig fehlte, daß er in der Gefangenschaft mißhandelt worden wäre, weil er sich standhaft weigerte, die eroberten Städte herauszugeben. Endlich ließ ihn der Sultan fragen, wieviel Geld er anßer der festen Stadt Damiette noch für seine und der ©einigen Auslösung bezahlen wolle. Ludwig antwortete: „Ich erwarte des Sultans Forderung." Diese siel dahin aus, daß er außer jener Stadt noch 100 000 Mark Silber geben sollte. Mit edlem Stolze erwiderte Ludwig, ein König von Frankreich lasse sich nicht für Geld verhandeln, er wolle für sich die verlangte Stadt, für die ©einigen aber die geforderte Summe bezahlen. Tiefer königliche Ausspruch gefiel dem Sultan, der für Edelmut nicht unempfänglich war, so sehr, daß er aus freien Stücken den fünften Teil der Summe erließ. Tiefer edle Sultan wurde bald daraus vor den Augen Ludwigs und feiner Ritter von feinem eigenen Gefolge ermordet. Ludwig schauderte bei Dem Anblicke. Ein Emir schnitt dem Leichnam das Herz aus dem Leibe und überreichte es dem Könige mit wildem Blicke, indem er ihm zurief: „Was gibst du mir, daß ich dich von einem Feinde befreit habe, der dich am Ende noch hätte können umbringen lassen?" Ludwig war so voll Entsetzen, daß er ihm gar nicht antwortete. Da zog der Mörder den Säbel heraus, zeigte dem Könige die Spitze und schrie: „Wähle! Entweder stirbst du jetzt von meiner Hand, oder schlage mich augenblicklich zum Ritter!" Ludwig wandte sich mit Abscheu weg und antwortete: „Werbe ein Christ, dann will ich dich zum Ritter schlagen!" Ter Sarazene erstaunte über die eiserne Festigkeit des Königs, steckte seinen Säbel wieber ein und ging fort. Nach noch vielen andern Gefahren würde der König enbltch losgelassen; aber von feinen Leuten würden statt 12 000 nur 400 freigegeben; die meisten der armen Gefangenen waren gegen allen Kriegsgebrauch erschlagen worben. Auf der Rückfahrt nach Frankreich zeigte Ludwig recht feinen frommen Sinn. Sein Schiff ließ er zur Kirche einrichten. Alle Tage würde vor dem mit vielen Reliquien gezierten Altare Messe gelesen; mit den Matrosen würden Katechisationen angestellt, und der
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