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1. Bd. 3 - S. 75

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 75 — Gefangene nach Wiesenberg gekommen, die ausgerissen waren, und alle waren gut ausgenommen worden. Da tauchte ich halt auch wieder auf im freien. Aber am 28. März wurden die Geflohenen wieder verraten durch eine Frau namens Gollinger, die Tag und Nacht den russischen Kommandanten von Kulikow bei sich hatte, fluch lieferte sie den Russen den Bürgermeister sowie den Bruder meines Beschützers aus; beide sind bis heute nicht wieder zurückgekehrt. Hlle haben sie wieder eingefangen, etwa 90 Mann, aber mich haben sie wieder nicht gekriegt! Am folgenden Morgen trat ich vor meinen Beschützer hin und bat ihn, sich frei auszusprechen, ob es nicht besser sei, wenn ich auch gehe, ober ob ich noch weiter bleiben könne; benn ich sei ihm bis zu dieser Stunbe so viel Dank schulbig, daß ich mich nicht getraue, ihm noch weiter zur Last zu fallen und ihn vielleicht durch meine Gegenwart noch ins gleiche (Elenb zu bringen, das schon seinen Bruder getroffen habe. Drum sei es besser, ich ziehe weiter. Da fiel mir der Herr in die Rebe, inbem er sagte: „Rein, ich kann Sie nicht gehen lassen; benn werben Sie erwischt, so werben Sie auch gleich erschossen, weil Sie als österreichischer Solbat keine Uniform tragen, und als guter Österreicher kann ich das nicht verantworten. Lieber sollen sie mich auch noch holen, als daß ich Sie in russische hänbe fallen lasse. Namentlich Sie lasse ich nicht fort, weil ich sicher bin, daß Sie recht vorsichtig sinb und sich vor dem Knechte nicht sehen lassen; benn es sinb jetzt 5 Rubel ausgesetzt auf den Kopf eines jeben (Befangenen." Darauf hab’ ich ihm versichert, daß mich gewiß niemanb mehr zu sehen bekommen solle, und sollte es ein Jahr bauern. Und ich zeigte ihm eine höhle, die ich mir gebaut hatte. (Er war höchst erstaunt barob, meinte, ich wäre ja der reinste Baumeister, und ba würde mich sicherlich niemanb sinben, wenn ich vorsichtig sei. 3ch blieb in meiner höhle vom 28. März bis 22. Juni, also volle brei Monate, ohne in dieser ganzen Zeit weber Sonne noch Tageslicht zu sehen! Die Frau meines Lebensretters verbient das höchste Lob; pünktlich hat sie mir bei Tag und Nacht das Essen in meine höhle gebracht; ob Russen im Dorfe waren ober nicht, sie kannte keine Furcht, und jeben Samstag nachts, wenn es irgenbrnie ging, war für mich ein Bab und frische Wäsche bereit. (Eine solche Frau verbient boch gewiß eine Auszeichnung.
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