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1. Freiburger Lesebuch - S. 6

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 6 — Der Bauer siel dem Spott anheim und die Freiburger malten ihn mit Rossen, Wagen und Fässern an ihr Tor, das seitdem das Schwabentor heißt. Als man vor einer Reihe von Jahren das Tor höher machte — der Unterbau stammt noch aus dem 13. Jahrhundert — ist das Bild erneuert wordcu. Auf der andern Torseite aber brachte ein Freibnrger Künstler namens Geiges den St. Georg an, den Drachentöter. Vom Schwabentor führt eine Straße altertümlichen Aussehens über den Oberlindenplatz nach der Kaiserstraße zurück. Mau kommt erst beim alten Theater, dann am Großherzoglichen Palais und dem Haupt st euer amt vorüber. Der Bertholdsbrunnen weist den Spaziergänger znm Martinstor. Es hat den Namen von jenem heiligen Kriegsmann, der mit einem Bettler den Mantel teilte. Es ist diese mitleidige Handlnng am Tore abgebildet. Die Gedenktafel darunter aber erinnert an kriegerische Zeit. Als im Sommer 1796 die Franzosen über den Rhein kamen, lieferte ihnen der Breisgauer Landsturm, darunter ein hiesiges Freiwilligen-Bataillon von sechshundert Mann, bei Wagenstadt im Amt Emmendingen ein scharfes Gefecht. Am Martinstor ist das Lob der Tapferen für alle Zeiten angeschrieben. „Kriegsgeschichten", sagt der Onkel zu den Bnben, „hören sich recht fröhlich an, wenn man nicht selber drin verwickelt ist. Freibnrg hat davon zu verspüren bekommen, mehr als ihm lieb war. Um so höher lasset uns die Werke des Friedens schätzen. Kriegerische Taten mögen ein Volk stolz machen. Beglücken kann nur, was die weise Vorsicht des Friedens schafft." Unter solchen Betrachtungen ist ein weiter, freier Platz erreicht, und zwischen dein Grün der Anlagen treten mehrere große Gebäude auf einmal hervor, als wollten sie mit dem Münster wetteifern. „Friedenswerke!" sagt der Onkel wieder und deutet auf das vordere Haus, das ganz aus rotein Sandstein erbaut und von einem stattlichen Turin überragt ist. Wir buchstabieren auch gleich den Spruch, der in goldenen Lettern an der Vorderseite des Hauses leuchtet: „Die Wahrheit wird euch freimachen." Wir stehen vor dem neuen Lehrgebäude d er Universität. Im Oktober 1911 ist es in Gegenwart des Großherzogspaares feierlich eröffnet worden. Noch mehr muß man aber erstaunen über das neue Stadttheater, von dem der Vetter meinte: das müsse ein Fürstenpalast sein, in den hinein nur die allervornehmsten Leute und höchstens am Sonntag Zutritt hätten. Worauf aber unser kleiner Freund groß ausschaute, als ihm gesagt wurde: die Stadt Freibnrg, die Bürgerschaft, habe dies Haus für Hoch und Nieder mit einem Aufwand von Millionen gebaut, und es öffne sich zu gewissen Tagen den Unbemittelten, hin und wieder auch der Schuljugend zur Belohnung von Fleiß und Ordnungssinn. Stundenlang • hätte der Vetter vom Schwarzwald so weiter laufen und die ergötzlichen Schauspiele der Straße betrachten mögen. Aber auf einmal sagte der Onkel: „Buben, wie wär's, wenn wir zur Abwechslung etwas von Freibnrg auf der Mittagstafel betrachteten? Gibt es nicht heute
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