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1. Freiburger Lesebuch - S. 14

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 14 — Mainz (Mogontiacum) bcn Namen bcs Kaisers, unter bcm sic erbaut ober erneuert worben war. An wichtigen Talausgängen und Übergangspunkten lagen die Kastelle der Truppen, beiten die Sicherung der Grenze und Überwachung bcr Straßen oblag, mit Erbwall und Graben umgebene Vierecke, bic die Baracken ober iiberbachten Wohngrnben der Soldaten und anbere Lagerbauten umschlossen. Bei Hü fingen und Walbmö ssing en am Ostranbe des Schwarzwalbcs hat man Neste solcher Kastelle, Wallgräben, Wohngrnben, Grundmauern von Atagazinen, ja selbst ein geräumiges Solbatciibab mit Becken für warmes und kaltes Wasser wieber aufgefunben. An der großen Rheintalstraße darf man nach bcn Funben von Jnschrift-fteinen mit den Namen von Truppenteilen, von Soldatcngrabmülcrn n. dgl. bei Baden-Baden und Offenbnrg, vielleicht auch bei Lahr und Riegel, die Reste ähnlicher Anlagen noch unter dem Boden vermuten. Dagegen sind in der Freiburger Bucht am Ausgange des Dreisamtals bis heute keinerlei Spuren beobachtet worben, die auf eine militärische Nicberlafsung bcr Römer hinwiesen, obgleich schon seit vorrömischer Zeit vom Übergang bei Breisack, dem bamals noch aus bcr Ostseite vom Rhein umflossenen Mo ns Br i siacn s, eine Straße hier vorüber und, wenn auch nur als Saumpfad, weiter durch den Wald zu den Siedelungen in der Baar geführt haben muß. Wo der Soldat lagerte, fattd sich bald auch der Krämer und der Schenkwirt ein und schlug vor Dem Lagertor feine befcheibene Wohnung auf; Handwerker und Gewerbetreibend folgten, und oft entstauben so bei bcn Kastellen ansehnliche Dörfer, bic auch dann bestehen blieben, als bic Grenze noch weiter vorgeschoben würde und bic Truppen in die neuen Stellungen ant mittleren Neckar abrücken mußten. Im Norbcit des Schwarzwaldes hat Baden-Baden ('21 quae Aureliae), begünstigt durch seine heißen Quellen, sich gar, wie Lopodunum u. ct., zur mauemmwehrten Stadt mit glanzenden öffentlichen Gebäuben, Markthallen, Bädern und Tempeln entwickelt. Im Breisgau kennen wir wenigstens Riegel als stattlichen, gewerblichen Ort, der den heutigen Marktflecken an Größe nicht imbcbeutcnb überragte. Noch jetzt stößt man bort in weitem Umkreis nicht bloß auf die kleinen viereckigen Keller bcr lehmverputzten Fachwerkhäuschen, die mit ihren Mengen von Weinkrügen und Bechern, von Schüsseln, Näpfen mtb Tellern, mit ihren Hanbmühlen und Mörsern für die Lagerhölzer so bezeichnenb sittb, sonberu auch auf bic Funbamcntc geräumiger, massiver Wohnhäuser mit Heiznngs- und Babeeinrichttmg, mit hallenumgebenen Hosen, Werkstätten und Wirtschastsgebänben, die von dem Reichtum und der regen Gewerbetätigkeit ihrer Besitzer zeugen. Die großen Töpfereien des römischen Riegel haben jedenfalls den ganzen Breisgatt mit den nötigen Tonwaren versorgt, wenn auch das feine rote, mit Bildwerk verzierte Tafelgeschirr (Terra sigillata), das den Tisch des Wohlhabenden schmückte, vielleicht niemals hier verfertigt, sondern ans dem jenseitigen Gallien bezogen worden ist.
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