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1. Freiburger Lesebuch - S. 27

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 27 — sich viel mit chemischen Studien und Versuchen und erhielt daher den Beinamen Niger, d. i. der Schwarze. Denn die Chemie oder Alchymie galt damals als „schwarze“ Kunst, bei der es nicht immer mit natürlichen Dingen zugehe. Einst mischte Bertholdus gestoßenen Schwefel und Salpeter und setzte die Mischung in einem geschlossenen Gefäß ans Feuer. Da entzündete sich die Masse, und das Gefäß wurde mit großer Gewalt auseinandergesprengt. Er wiederholte den Versuch mit stärkeren Gefäßen, aber der Erfolg blieb gleich. Da fing er an, mit solchem Pulver, dem er später noch Holzkohle zusetzte, Baumstrünke zu sprengen und aus hölzernen und eisernen Röhren Kugeln und Steine zu werfen. Seine Erfindung fand im Anfang keine gute Aufnahme. Die meisten seiner Zeitgenossen hielten sie für ein Teufelswerk und verfluchten den Erfinder. Auch war die Unwissenheit der damaligen Zeit in den mechanischen Künsten ein großes Hindernis für eine rasche Verbreitung der Feuerwaffen. Ferner muß daran erinnert werden, daß 1348 eine schreckliche Pest, der sogenannte schwarze Tod, durch die Lande ging, und daß 1358 die Zerstörung Basels durch ein Erdbeben im Breisgau und am Oberrhein Entsetzen hervorrief. Solche Zeiten sind nicht geeignet für kriegerische Versuche und Unternehmungen. Vor allem aber verwarfen auch die Ritter den Gebrauch der, wie sie sagten, heimtückischen und unehrlichen Feuerwaffen, weil er dem Mannesmut Eintrag tue und der kriegerischen Tapferkeit unwürdig sei. Was half den Rittern alle Kraft und Gewandtheit, wenn der schwächste und geringste Feind sie aus der Ferne töten konnte? Und was nützten die stolzen Burgen und festen Mauern, wenn die Donnerbüchsen sie in Trümmer zu legen vermochten? Die Ritter ahnten ganz richtig, daß der Gebrauch der Feuerwaffen ihrer Herrschaft auf dem Lande und in den Städten ein Ende machen werde und wehrten sich mit allen Kräften gegen die Anwendung der neuen Erfindung. Doch schon im Jahre 1366 beschossen die Freiburger Bürger das obere Schloß ihres Bedrückers, des Grafen Egon Iv., mit Kanonen und legten die stolze Feste in Trümmer, und im Anfang des 15. Jahrhunderts war die Büchsengießerei in Freiburg so berühmt, daß die benachbarten weit größeren Städte Straßburg und Basel ihren Bedarf in unserer Stadt deckten. So verbreitete sich die neue Erfindung schließlich trotz aller Hindernisse unaufhaltsam und brachte nicht nur eine Umwälzung auf dem Gebiete der Kriegführung, sondern auch, da das Schießpulver in viel größeren Mengen zu friedlichen als zu kriegerischen Zwecken dient, einen mächtigen Kulturfortschritt. Noch heute bezeichnet man hinter dem alten Kreuzgang von St. Martin, der noch in Bertholds Zeiten hinaufreicht, einen Raum über dem Kellergewölbe als „Bertholds Pulverküche“, d. i. als sein Laboratorium. Die Stadt Freiburg ließ ihrem berühmten Mitbürger auf dem baumumpflanzten Franziskanerplatz im Jahr 1853 durch den Freiburger Bildhauer
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