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1. Freiburger Lesebuch - S. 29

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 29 — oder gar der von Ulm, der alle vierzehn Tage die weite Reise nach Freiburg machte. Das gab ein emsiges Treiben und Schieben! Der Zöllner im Tor-stübchen, der noch beim Ampelschein oder Talglicht die Wagen aufschrieb und die Zollpseuuige in die verschlossene Büchse warf, die ein Ratsherr jede Woche leerte, hatte viel zu tuu, bis er von all dem Anken, Käse, Kraut und Obst, Holz, Vieh, Wein und den Holzkohlen von den Köhlereien des Schwarzwalds und von vielem anderen den gebührenden Zoll erhoben hatte. Mancher stramme Banerubube, der daheim die Gäule angespannt hatte und stolz aus seine Fahrkunst die Nacht hindurch allein das Dreisamtal heruntergefahren war, hat da vor dem brummigen Zöllner seine Zuversicht verloren und war froh, wenn er endlich mit raffelndem Wagen durch das Schwabentor in die Stadt hineinfahren konnte. Da ging's schon lebendig her. In der „Kalten Schmiede" beim Schwabentor, der ältesten Schmiede in Deutschland, hatte schon der Lehr-juuge das Holzkohlenfeuer augezündet und das Tor zur Werkstatt weit aufgetan.' Wer von den Baueru zeitig genug daran war, machte hier gleich halt, ließ den Rossen die Hufeisen schärfen oder fragte den heilkundigen Schmied um Rat für das kranke Pferd oder Rind. Andere fuhren zum gewohnten Wirtshaus, z. B. zum Bären in Oberlinden, wo auch die vornehmen Grafen von Fürstenberg bei einem Besuch Freiburgs abstiegen, und wo nun schon seit 600 Jahren eine Wirtschaft betrieben wird. Oder auch zum Rappen in der Wammsgaffe (Schustergasse) oder zum Kiel in der Egelgasse (Eisenbahnstraße) u. a. Da stellten sie Roß und Wagen ein, aßen die Morgensuppe und fragten unterdes den Hausknecht, was es Neues in der Stadt gäbe. Wer aber seine Ladung bald verkauseu wollte, hatte es eiliger, uni) während die Laterne unter der Wagendeichsel die riesigen Schatten der drehenden Räder an die Häuser mit den seltsamen Namen warf und die Bilder zum Samson, zur Meerkatze, zum Kamel, zum Dattelbaum und viele andere seltsam beleuchtete, fuhren sie den Marktplätzen zu; der mit dem Roggen, Weizen und Hafer zum Kornmarkt auf dem Münsterplatz zwischen dem Kornhaus und Kirchhof beim sog. Bäckerlicht; wer Rüben, Gemüse und Kraut hatte, fuhr zum Rübenmarkt beim Christophelstor; ein anderer trieb die schweren, langsam trottenden Ochsen zum Rindermarkt beim Albertsbruunen, und im Herbst fuhren gleich daneben die Weinbauern mit den blumengeschmückten Fässern mit dem „Neuen" vor und reichten dem Küfer gern ein Gläslein zur Probe. Die Bauernweiber aber trugen ihre Körbe mit Gemüse, Eiern, Butter und Speck vor den Kirchhof am Münster bei der Münsterstraße; denn da gingen schon in aller Frühe die Freiburger Frauen vorbei, wenn sie im Kopftuch, die Schürze umgetan, aus der Früh- oder Tagmeffe im Münster kamen und nach Hause eilten, um den Kindern die Morgensuppe zu richten. Denn die Schule begann damals schon um 7 Uhr und noch
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