Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Freiburger Lesebuch - S. 31

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
- 31 — Schweiz, Savoyen, Burgund, Lothringen, den Rheinlanden und Flandern kamen mit ihren Waren. Komödianten zeigten ihre Seiltänzerkünste und ließen den Bären an der Kette tanzen. Vor dem Puppentheater saßen die Freiburger Buben und Mädle, und wenn der Vorhang aufging und der Käsperle fragte: „Seid ihr alle da?" riefen sie laut und lustig: „Ja!" und freuten sich, wenn der Kaspar dem Bösewicht mit der Netsche die verdienten Prügel gab. Und drüben an der Schießbude zeigte schon mancher Freiburger Bub seine Schießkunst, die er gelernt hatte, wenn er am Sonntag Nachmittag dem Vater das Gewehr auf die Schützenwiesen oben in der Schwarzwaldstraße tragen und dafür zuschauen durfte. Die Erinnerung an den Jahrmarkt bildete zum Schluß der „Meßkram", der die Belohnung für den Schweiß beim Lernen in der Schule bildete. Streitigkeiten, die auf dem Markt wegen der Beschaffenheit der Waren entstanden, wurden sofort vor dem Marktgericht am Münstereingang entschieden, wo die Maße für Brot, Kohlen, Holz und Ziegel in die Steine eingemeißelt waren. Auch das große oder Blutgericht über Friedensbruch und Mord fand hier statt. Da saßen dann der Schultheiß und die 24 Richter des Stadtrats auf den Stufen zu beiden Seiten. Draußen am Kirchhof, der um das ganze Münster ging, stand das Volk. Hoch oben vom Turme herab dröhnten die schweren, dumpfen Schläge der „Susauua", und tiefes Schweigen entstand, wenn der Schultheiß sich setzte, das Schwert über die Knie legte und Frieden gebot. Dann hieß der Stadtknecht das Volk anseinanderlreten und vier Gassen bilden, damit der Kläger und Angeklagte vor die 24 Richter vortreten könnten. Auch im Nathans wurde Gericht gehalten, in der sog. Richtlaube im untersten Stock des Hintergebäudes im Ratshof. Hier, im Hof, marschierten auch jedes Jahr um Johanni, wenn der Bürgermeister, Schultheiß und Rat gewählt wurden, die Zünftigen mit dem Zunftbanner auf, schwuren den neuen Herren und der Herrschaft der Stadt Gehorsam und Treue. Dann wurde die junge, waffenfähige Mannschaft für die Bewaffnung auserlesen, der als Gewehrschütze, jener für Hellebarde und Spieß, die Reichen als Reiter. „Geht dir der Rat aus, So geh' ins Rathaus!" So steht heute noch in der Eingangshalle des Rathauses. Was Gutes und Schlimmes die Bürgerschaft traf, wurde hier reiflich beraten. Drei Mal in der Woche fanden Ratssitzungen statt, im Sommer um 6 Uhr morgens, im Winter um 7 Uhr. Iii. Gegen Mittag wurde der Markt geschlossen. Die Kinder waren schon aus der Schule nach Hause gekommen, wenn der Vater vom Markt oder aus der Werkstatt kam. Während nun vom Münster und den Kloster-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer