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1. Freiburger Lesebuch - S. 35

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 35 — Anordnungen, die das Handwerk betrafen, sollten in Zukunft nicht ohne ' den Willen der Handwerker erlassen werden dürfen. Weil Einigkeit stark macht, schlossen sich die Bürger, die ähnliche Gewerbe betrieben, wie die Schmiede, Goldschmiede, Hufschmiede, Schlosser-oder die Weber, Bleicher und Färber n. a. zusammen und bildeten eine Vereinigung, die Zunft. Freiburg zählte anfänglich 18 Zünfte, seit 1459, als die Stadt an Bevölkerung abgenommen hatte, nur noch zwölf. Jede Zunft stand unter einem Zunftmeister, der jährlich gewählt wurde und seine Zunft im Stadtrat vertrat. Der Zunftmeister beaufsichtigte die Ausbildung der Lehrlinge und die Arbeit der Gesellen und auch der Meister. Wer schlechte Arbeit lieferte, wurde gestraft. Der Zunftmeister leitete die Einübung der waffenfähigen Mannschaft und war ihr Anführer im Kriege. Jede Zunft führte ihre eigene Fahne mit ihrem Wappen und stand unter dem Schutz eines Heiligen, dessen Büste bei der Fronleichnamsprozession feierlich von den Meistern einhergetragen wurde. Der Versammlungsort der Zunftmitglieder war das Zunfthaus. Fast jede Zunft hatte ein recht stattliches Haus, so die Tücher zum Rosbaum das Eckhaus (Kleinsches Haus) am Eingang der Schiffstraße, die Krämer zum Falkenberg das Haus gegenüber an der Ecke der Engelgasse; das schönste Zunfthaus hatte die Schuhmachcrzunft zum Bären in der Schuster- und Salzstraße (Hans Ernst). Der wichtigste Raum im Zunfthaus war die große Trinkstube. Da hing an der Wand eine Tafel mit dem Verzeichnis von Meister und Gesellen; mancher Zunftbruder hatte sogar ein besonderes Täfelchen mit seinem Namen. Schwören, Schimpfen und Schlägereien waren hier strenge vcr> boten. Jeder zahlte sogleich, was er aß und trank. Wer zur Zuustsitzuug zu spät kam oder unentschuldigt ausblieb, mußte eine Strafe in die allgemeine Zunstkasse bezahlen. Außerdem mußte jedes Mitglied regelmäßig einen Beitrag in diese Kasse leisten, damit arme und kranke Zunft-Mitglieder oder Meisterswitwen im Notfall unterstützt werden konnten. Manche Zünfte hatten dazu sogar einen Vertrag mit dem Spital. Auf der Trinkstube feierten die Meister auch ihre Hochzeiten und Taufen und sonstige Familienfeste. Ähnlich wie die Meister waren auch die Gesellen organisiert. An ihrer Spitze stand ein Obergesell. Das Zunfthaus war ihre Herberge, wo zuwandernde Gesellen Quartier und Imbiß nahmen und um Arbeit nachfragen konnten. Jeder Geselle mußte eine gute Lehrzeit nachweisen und mehrere Jahre auf der Wanderschaft gewesen sein, um die Art des Gewerbebetriebes an anderen Orten und Land und Leute kennen zu lernen. Solche Wanderungen führten oft sehr weit. Mein Vater z. B- hat in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts aus seiner Wanderschaft als Metzgergeselle zu Fuß ganz Süddeutschland bis nach Österreich durch 3*
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