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1. Freiburger Lesebuch - S. 45

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 45 — das Beste reden möge“. Im Spätjahr brach dazu noch eine Hungersnot aus. Damals aßen wir — berichten die Aufzeichnungen eines Frauenklosters — beinahe ein ganzes Jahr lang nur Haberbrod und bekamen doch nicht genug. Der Sester (= 15 Liter) Haber kostete zwei Gulden; oft konnte man einen einzigen Laib Brot um einen Reichstaler nicht bekommen. Hunderte von Menschen und Pferden starben so aus Mangel an Nahrung. Noch in demselben Jahre 1634 trat schon wieder eine Änderung im Besitze Freiburgs ein. Durch die für die Kaiserlichen siegreiche Schlacht bei Nördlingen (5./6. Sept.) wurde fast ganz Süddeutschland von den Schweden frei. Auch Freiburg wurde am Tage des Stadtpatronen Lam-bertus (17. Sept.) wieder geräumt. Aber jetzt griffen die Franzosen, da sie befürchteten, der Kaiser könnte zu mächtig werden, in den großen Krieg ein und streckten die Hand nach dem gesegneten Breisgau aus. Bald schwärmten die zügellosen Scharen des Herzogs Karl von Lothringen in der Umgegend plündernd und Entsetzen verbreitend umher. Im Frühjahr 1635 erreichte die Auflösung aller Ordnung einen solchen Grad, daß arme Leute in den Vorstädten Freiburgs Häuser niederrissen, um das Holz und das Eisen davon zu verkaufen. Erst die beiden nächsten Jahre (1636 und 1637) waren ruhiger, und die geängstigte, gepeinigte Bevölkerung von Stadt und Umgebung konnte wieder einigermaßen aufatmen. Damals wurde beschlossen, „wegen ab-gewendten Feindsgefahren“ das Fest des hl. Lambertus alljährlich mit Predigt, Amt und feierlicher Prozession zu begehen. Umso schlimmer wurde das Jahr 1638. Der gefürchtete Herzog Bernhard von Weimar, zunächst an der Spitze eines von Minister Richelieu unterhaltenen Heeres unter französischer Oberhoheit, faßte am Oberrhein festen Fuß, nahm das wichtige Rheinfelden und bedrohte Freiburg. Kanoffksy, der auch wieder dabei war, ließ durch einen Bauern in die Stadt hinein sagen, er hoffe in wenigen Tagen wieder Freiburger Küchlein zu essen. Tatsächlich erschien Bernhard am Karfreitag (2. April) vor der Stadt und nahm in der Osternacht die drei Vorstädte — Neuburg im N.* Lehener- und Prediger-Vorstadt im W., Schneckenvorstadt im S. — mit Sturm. Am W eißen Sonntag (11. April) erfolgte seitens des tapferen Kommandanten Aescher die Übergabe. Der zugesicherte freie Abzug „mit Sack und Pack, Gutschen, Wagen und Karren“ wurde schlecht gehalten, indem viele der Ausziehenden ausgeplündert und niedergemacht wurden. Ende des Jahres mußten die Freiburger auch noch ein Dankfest wegen Eroberung des wichtigen Breisach durch ihren Besieger feiern helfen, wobei „mit allen Glocken zusammen gelitten worden, so lang bis der Schwenkei in der größten Glocken mitten voneinander abgebrochen“. Bernhard von Weimar starb übrigens schon im nächsten Jahre in Neuenburg rasch hinweg, und nun suchte Frankreich die Erbschaft seiner Eroberungen anzutreten und nahm seine Truppen in Sold. So mußte Freiburg nach längeren Verhandlungen 1642 dem französischen König
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