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1. Freiburger Lesebuch - S. 46

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 46 — Ludwig Xiii. huldigen. Richelieu hatte also die Erfüllung seines Herzenswunsches erreicht. Aber schon im Dezember desselben Jahres starb auch er, und die erste große Feier im französischen Freiburg war ein Trauergottesdienst für ihn im Münster. Das für Freiburg in mancher Hinsicht bedeutungsvollste Jahr war 1644. Ende 1643 war die französisch-weimaranische Armee von den Kaiserlichen und Bayern unter Mercy und Werth bei Tuttlingen geschlagen worden, und den Siegern stand der Oberrhein so gut wie offen. Feldmarschall Mercy rückte mit einer Abteilung der bayrischen Armee Ende Juni 1644 vor Freiburg, bald folgten weitere nach. Auf Befehl Kanoffskys wurden daraufhin die Lehener- und Predigervorstadt, sowie die Vorstadtklöster im Süden, Allerheiligen, St. Clara, St. Agnes und das Regelhaus in die Luft gesprengt, um dem Feind die Möglichkeit, sich festzusetzen, zu nehmen. Am 29. Juli fiel Freiburg, Stadt und Burg, nach mehreren Stürmen, die den Bayern 2000 Mann kosteten, in die Hände Mercys. Die sechsjährige Fremdherrschaft war somit beendigt. Noch aber mußte die Befreiung durch schwere Kämpfe gesichert werden. Es geschah dies durch die denkwürdigen Schlachten an dem durch Mercy meisterhaft verschanzten Schinberg (Schönberg) und Schlierberg (Lorettoberg) am 3. und 5. August, in welchen Mercy und die Seinigen die Angriffe der überlegenen Franzosen unter Türen ne und Conde1), den beiden ersten Kriegsmeistern Frankreichs, meisterhaft abschlugen, das französische Fußvolk zum großen Teil aufrieben und sich mit ewigem Ruhm bedeckten. Zum Andenken wurde einige Jahre später vom Oberstzunftmeister Christoph Mang das Loretto-kirchlein — 3 Kapellen unter einem Dach — erbaut.2) Die Freude über die Abwehr und den Abzug der Franzosen wurde bei den Einwohnern sehr getrübt durch den jammervollen Zustand, in dem sie und die Stadt sich befanden. Armut und Nahrungsmangel herrschten allenthalben. Man aß sogar Katzen und Hunde, um dem Hungertode zu entgehen. Infolgedessen entstanden verheerende Krankheiten, und die so schon zusammengeschmolzene Einwohnerschaft nahm noch mehr ab. Adelhausen und die Wiehre, die äußere Gerberau mit Schmieden, Sägen und Mühlen, die Lehener- und Predigervorstadt, die Schneckenvorstadt bis auf wenige Häuser, alles lag in Schutt und Asche. Stadtmauern und Türme drohten da und dort einzustürzen, die Wasserleitung war vielfach zerrissen, die Obstbäume ringsum gefällt, Gärten, Äcker und Wiesen trostlos verwüstet. Dazu kam, daß verderbliche Streifzüge zwischen den einzelnen Besatzungen der festen Plätze im Breisgau nicht aufhören wollten. Neuerdings wurden l) Bekannt ist die Erzählung, dass dieser, als die Seinen zu wanken drohten, seinen Marschallstab unter die Kämpfenden geworfen habe mit den Worten: Encore mille (Noch tausend) ! 2j Als Mercy am Jahrestag der Schlacht am Schönberg, 3. August 1645, bei Allersheim in Bayern gefallen war, stiftete seine Witwe 200 Gulden, damit jeden Freitig um 11 I hr zum Andenken an den Tod Christi die grosse Glocke des Münsters (beim Volk vielfach Knöpsle-glocke genannt) geläutet werde.
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