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1. Freiburger Lesebuch - S. 75

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 75 — selten ist er befriedigend ausgefallen! Unser Auge wünscht nämlich, das; die Übergänge vom Viereck zum Achteck, zum Helm nicht schroff und plump in die Erscheinung treten, weil sonst die Einheit des Aufbaus gesprengt wird. Nein, ganz unmerklich soll übergeleitet werden; die Fugen sollen sich nicht aufdrängen, wir wollen an die Schwierigkeiten der Ausführung nicht fortwährend erinnert sein. Wenn nun in irgend einer Hinsicht, so ist in dieser unser Turm eine geradezu klassische Leistung. Etwas oberhalb der Stelle, wo das Achteck aus dem Viereck sich entwickelt, läuft um den Turm die mehr-erwähnte Galerie, die sogenannte Achtecksgalerie. Sie führt nicht einfach um die Seiten des Achtecks, sondern springt über den Ecken des Vierecks in dreieckigen Ausladungen vor. Auf diesen Ausladungen erheben sich nun auf dreieckigem Grundriß prismatische Baukörper, vou Baldachinen mit Statuen bekrönt und in spitze Türmchen, sogenannte Fialen, eudeud. Was wollen diese prismatischen Fialenträger? Sie setzen scheinbar das Viereck des Unterbaus in den Achteckbau hinein fort; sie verstellen von den acht Seiten oben die Hälfte, so daß nur vier von den Achtecksfenstern in ihrer gewaltigen Höhe sich dem Auge darbieten. Klingt solchergestalt das Viereck im Achteck noch weiter, so finden wir andererseits das Achteck im Viereck unten durch mancherlei Ansätze schon vorbereitet. Man beachte nur die Strebepfeiler, die sich paarweise an jedes Eck des Vierecks anlehnen. Durch diese vorspringenden Streben und die Eckvorsprünge zwischen ihnen erhält der viereckige Sockelbau so reich gegliederte Umrisse, daß der Übergang zum Achteck nicht weiter ausfallend wirkt. Man darf also behaupten, daß das Achteck im Viereck schon vorbereitet ist, wie andererseits das Viereckige des Unterbaus im Achteck oben noch ziemlich weit hinauf weiterklingt. Auch die steilen Fialen auf der Höhe der Strebepfeiler, die ziemlich weit in den Achtecksbau hinaufreichen, helfen die Übergangsstelle maskieren. So ist es geradezu interessant zu verfolgen, wie künstlich Unterbau und Mittelstück ineinander verzahnt sind. Einfacher vollzieht sich der Übergang vom Achteck zur starken Verjüngung des Helmes. Dieser Übergang war ja schon an und für sich viel weniger auffallend und hart als jener untere. Wie die Zacken einer köstlichen Krone ragen über den acht Riesenfenstern des Achtecks zierliche sogenannte Wimpergen empor, getrennt an den Ecken des Achtecks durch noch höher strebende Fialen von ungewöhnlich kräftiger Bildung. Und inmitten dieser Zackenkrone, von ihr gedeckt, beginnen die Rippen des Helmes ihre andere, stark nach innen geneigte Richtung einzuschlagen. Was soll man sagen vom Ausbau dieses Helmes? Man vergleiche die Turmhelme anderer Dome, des Kölner, des Regensburger Domes, der Stephanskirche in Wien, und stelle daneben den nnsrigen! Nicht zu steil und nicht zu schräge, nicht zu massig und doch auch nicht zu körperlos baut er sich auf, kurz, wieder einmal so, als könnte es anders garnicht sein.
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