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1. Freiburger Lesebuch - S. 124

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 124 — gesetzt. Aber wie friedlich liegt heute dieses Breisach da — die winklige Altstadt, am Berg hinaufgebaut, die freundlicheren, gartenreichen Außenteile, die Brücke über den Rhein nach dem elsässischen Ufer! Wir haben es gut getroffen! Hübsch belebt ist der herrliche Strom. Dort schaukeln ein paar leichte Fischeruacheu, und ein Lustfahrzeug mit singenden Ans-flüglern strebt hinaus ins goldne Abendlicht, wohl nach der Limbnrg hart am Kaiserstuhl, wo die Wiege Rudolfs von Habsburg soll gestanden haben. Ein Dampfboot sogar, schwer mit Gütern beladen, zieht vorüber. Daß schon auf dem jungen Strom solch' schwere Fahrzeuge verkehren können, verdanken wir einem tüchtigen Manne namens Tnlla. Das Betragen des Rheins auf seiner Wanderschaft am Kaiserstuhl vorüber war einmal wie das eines uugeberdigen Buben, der den Leuten zeigen will, wie stark er ist, indem er einen tollen Streich nach dein andern verübt. Da war es dieser Tulla, der den Rhein durch technische Künste sittsamer und verträglicher machte, daß er dem Landmann nur noch ganz selten die Felder verwüstet und Schiffe und Lasten auf seinem Rücken duldet. Oberst Tulla aber (er ist schon seit mehr als achtzig Jahren tot) wird der Bändiger des wilden Rheins genannt, und ein Turm steht ihm zu Ehren droben auf dem Schloßberge zu Breisach. Zum Schönsten von Breisach gehört der Eckartsberg mit dem trutzi-gen Mauerwerk, an dem uralte Sage haftet. Zu einer Zeit, die unendlich weit vor der unsrigen liegt, lebte ein König Ermanrich. Der hatte zwei blühende Neffen namens Fritel und Jmbreck, und sie gehörten dem mutigen Geschlechte der Härtungen an, das zu Breisach hauste. Sorglich bewachte die Beiden ihr Burgvogt und Erzieher, der getreue Eckart. Nun hatte Ermanrich die Hausehre seines Ratgebers Siebich verletzt, und dieser trachtete fortan, wie er seines Herrn Geschlecht am sichersten verderben möchte. Schon waren seiner Rachgier Ermanrichs Sohne zum Opfer gefallen. Mit übler Rede lenkte er das Herz des Königs nun wider seine Neffen; zugleich machte er ihn gierig nach dem reichen Goldschatz, der wohlverwahrt zu Breisach in der Bnrg lag. Wohl war der treue Eckart, da er den bösen Plan am Hose Ermanrichs erfuhr, Tag und Nacht geritten, daß er die Harlnnge warne. Er weilte wieder fern von Breisach, als Ermanrich mit vielem Heervolk vor der Rheinburg erschien. Heldenmütig war die Verteidigung; gleich jungen Löwen wehrten sich Fritel und Jmbreck. Aber sie und ihre Getreuen erlagen der Übermacht, und so grausam war Ermanrich, daß er die Brudersöhne erhenken ließ. Sein Schicksal erreichte ihn in der Rabenschlacht, wo ein anderer Harlnnge, Dietrich von Bern, den König vernichtete. Viele sagen, Eckart sei es gewesen, der den Ermanrich erschlug. Jahrhunderte sind darüber hinweggegangen; die Erinnerung an den getreuen Eckart aber blieb in vielen Erzählungen lebendig. Es wird von ihm berichtet, daß er in Gestalt eines alten Mannes mit wallendem weißem Bart schon manchen warnte, den der böse Geist in Versuchung führen wollte. Deutschlands größter
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