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1. Freiburger Lesebuch - S. 126

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 126 — sich an den berühmten Dürer um Rat und Unterstützung. Dürer antwortete: „Ruft den Hans Liefrink zurück, und er wird Euch ein Kunstwerk liefern, würdig Eures Münsters und Eurer Stadt!" Auf diese Empfehlung hin erhielt Hans Liefrink den ehrenvollen Auftrag. Er fertigte zuerst einen Entwurf, und nachdem dieser die Billigung Dürers gefunden hatte, konnte mit der Arbeit begonnen werden. Nun hielt der Künstler den Zeitpunkt für gekommen, seine. Brautwerbung zu wiederholen. Eine abschlägige Antwort konnte der Vater nun beinahe nicht mehr geben; doch sagte er: „Gut! mag der Liefrink einen Altar bauen, der höher ist als die Kirche, so soll er mein Jawort haben." — Wahrlich, es klang dies alles eher als ermutigend, denn wie sollte es gemacht werden, daß ein solcher Altar im Gotteshaus Platz hatte? Trotzdem schlug der Künstler ein, auf Gott und sein Glück vertrauend. Russacker aber hielt die Erfüllung der gestellten Aufgabe für unmöglich und hoffte jetzt den unbequemen Freier für immer los zu sein. Es geschah nun, daß Liefrink am Abend seine Braut im väterlichen Garten traf. Wie er ihr von dem unerwarteten Hindernis erzählte, blieb er plötzlich vor der uns bekannten Nische mit dem Ausruf stehen: „Was sehe ich, welche Lösung bietet sich mir hier dar?" Der Rosenstock war inzwischen so in die Höhe gewachsen, daß seine weitere Ausdehnung nach oben durch den Schlußbogen der Nische gehindert wurde und die letzten Zweige sich nach vorn umbiegen mußten. Wie eine Offenbarung erging es über den jungen Künstler; er wußte jetzt, daß er die Spitze seines Altares ebenso im „Frauenschuh", wie es die Kunst bezeichnet, umbiegen müsse, dann werde er ihn höher als die Kirche machen können. Dabnrch würde der kluge Schwiegervater überlistet, und es gab jetzt kein Ausweichen mehr. Als am 15. August 1576, am Tag Maria Himmelfahrt, die Hülle fiel und der in Spätgotik aus Liudenholz ausgeführte Hochaltars ein Holzschnitzwerk ersten Ranges, der andächtig harrenden Gemeinde übergeben wurde, da mußte sich Rat Ruffacker für besiegt erklären und seine Einwilligung zur Trauung der beiden Liebenden geben. In der Kirche in Niederrotweil befindet sich eine Kopie des Mittel-stückes des Breisacher Hochaltars. Man behauptet, es sei der Entwurf zu bemselben. H- öo. vas Brautbrünnlein. Brigitte von Lanbeck war mit einem Ritter von Sponeck verlobt. Als die Abgesandten des Ritters sie zur Hochzeit abholten, ließ die gute Mutter des Fräuleins einen Wagen' mit Brot und anberen Gaben für die Armen nachfahren. Währenb der Fahrt war das Wetter so schlecht, daß das Fräulein ganz böse b(trüber würde und in ihrem Ärger verbot, den Armen, die beut Zuge folgten, irgeiib etwas von den Gaben zu ver-
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