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1. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 142

1911 - Leipzig : Hirt
142 22. Der Konflikt und der Dnische Krieg. Im Oktober 1865 hatte sich Bismarck in dem Seebade Biarritz mit Napoleon getroffen und hatte hier Gelegenheit, in eingehendem Gesprche sich mit ihm der die Lage Europas zu verstndigen. Sie stimmten darin berein, da Preußen allen Grund habe, Frankreich zu schonen, da aber auch Frankreich keine Veranlassung habe, sich einer Ordnung der deutschen Verhltnisse zu widersetzen, die Preußen eine seiner Bedeutung entsprechende Stellung sichere. Napoleon zweifelte nicht, da sich bei dergleichen Umgestaltungen schon die Gelegenheit finden werde, auch fr Frank-reich Vorteile zu erlangen. Zudem war er berzeugt, da die Einigung Deutschlands unter Preußen imzuge der Zeit liege, und da es deshalb tricht sei, sich ihr zu wider-setzen. Er bewegte sich gern in solch allgemeinen Erwgungen und gewhrte ihnen starken Einflu auf feine Entschlsse. Osterreich war damals in schweren Krisen und entbehrte dabei einer sichern Leitung. Osterreich trieb der Auflsung zu, die man den Ausgleich mit Ungarn zu nennen pflegt, und wollte doch gleichzeitig die alte Stellung in Deutschland und Italien fest-halten. Zunchst aber sollte Preußen gedemtigt werden. So untersttzte Osterreich die Parteignger des Augusteuburgers, gegen die man 1863 und Anfang 1864 in Noten und Beschlssen gemeinsam gestritten hatte. Bismarck erhob darber die Klage, Osterreich begnstige revolutionre und jedem Throne feindliche Tendenzen". Er betonte gerade diese Begnstigung der populren Bewegung durch Osterreich, weil dies Moment geeignet war, auf König Wilhelm zu wirken und ihm den Entschlu eines Krieges mit Osterreich zu erleichtern. Denn dieser Entschlu wurde dem König sehr schwer, auch nachdem er sich in der schleswig-holsteinschen Frage Bismarck gefgt hatte. Im Laufe des Februar und Mrz 1866 begannen in Berlin und Wien, und ebenso in Sachsen und in andern Mittelstaaten militrische Vorbereitungen, die alle Lande in Erregung brachten. Am 29. Mrz unterzeichnete König Wilhelm Befehle zu etwas umfnglichem Rstungen. Er tat es widerstrebend, wollte auch nachtrglich noch die Ausfhrung der das bevorstehende Osterfest hinausschieben, aber Bismarcks getreuer Gehilfe Roon hatte die Befehle sogleich versendet, um jedes Schwanken ab-zuschneiden. Gleichzeitig begann sich die Sorge zu regen, da Bismarck die Unter-sttznng Frankreichs durch Abtretung rheinischer Gebiete erkaufen wolle, und sie ver-band sich leicht mit den Klagen des Volkes der das budgetlose Regiment. Immer dunklerund gewissenloser erschien dem Volke die Gestalt des Ministers, während er alle seine Kraft daransetzte, die Sehnsucht des Volkes nach einem Vaterlande zu erfllen. Ein im einzelnen festgelegtes Programm verfolgte er nicht; er machte sogar den Versuch, durch Vorschlge, die von dem, was er spter ausfhrte, weit ablagen, Bayern zu bewegen, mit Preußen zusammen am Bunde den Antrag zu stellen, ein deutsches Parlament aus direkten und allgemeinen Volkswahlen zu berufen. Da Bayern nach einigem Schwanken das lockende Angebot zurckwies, so brachte Preußen am 9. April den Antrag auf Berufung eines deutschen Parlamentes allein am Bunde ein. Auf Annahme konnte man nicht rechnen, aber es galt dem deutschen Volke zu zeigen, da die preuische Politik nicht um kleinliche Zwecke den Kampf wage, sondern um das hohe Ziel der Erneuerung des Deutschen Reiches. Die Sache machte auch groen Eindruck, und wenn auch viele den Antrag als ein frivoles Spiel behandelten, so sagte man sich doch zugleich, da man in solchen Dingen nicht einmal spielen knne, ohne sich zu binden und ohne mancherlei Krfte zu entfesseln. Fr Bismarck war der Antrag jedoch nichts weniger als ein Spiel; er kndigte die groen Ziele an, die er in Deutschland verfolgte, er deutete auf die Grundlage hin, auf der er 1867 den Norddeutschen Bund und weiter das Deutsche Reich errichtet hat.
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