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1. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 51

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
51 heit des Glaubens ii»d Gewissens war ihnen zurückgegeben. Ihre Aufnahme erforderte von dem Kurfürsten viele Opfer; dies so angelegte Kapital brachte aber den reichsten Segen. Schon das; das Land, welches durch den dreißigjährigen Krieg entvölkert worden, einen so großen Zuwachs an Menschenkraft erhielt, war als ein Gewinn zu betrachten. Und nicht alle Hugenotten kamen ganz mittellos; das, was sie an Geld und Geldeswert gerettet hatten und mitbrachten, war nicht gering und unserm damals armen Vaterlande zum Vorteile. Industrie und Gewerbe erhielten durch die Einwanderung einen vorher kaum geahnten Aufschwung, denn in den meisten Künsten und Fertigkeiten waren die Franzosen den Brandenburgern überlegen. In der Seidennianufaktur und mit der Fabrikation feiner Tuche wurde durch sie erst der Anfang gemacht. Sie galten als die Meister der Perückenmacherkunst; auch diese wurde nun nach Berlin gebracht. Goldschmiede, Juweliere, Uhrmacher und Bildhauer siedelten sich in der Residenz an. Tie Franzosen auf dem flachen Lande bauten Tabak; sie zogen treffliche Gemüse und feines Obst auf dem Sandboden, den sie durch Fleiß und Geschick allmählich in gutes Fruchtland umwandelten. Zu den Refugies, welche sich in Berlin ansässig machten, gehörte der Graf Friedrich von Schömberg. Nach rühmlichen Kriegsfahrten unter Bernhard von Weimar und in niederländischen und portugiesischen Diensten war er in das Heer Ludwigs Xiv. getreten und zum Marschall ernannt worden, als treuer Reformierter aber nach der Aufhebung des Edikts von Nantes ausgewandert und nach Brandenburg gegangen. Friedrich Wilhelm machte ihn zum Generalissimus seiner Armee. Ter Graf bewohnte in Berlin das Haus, welches in unfern Tagen das Palais Kaiser Friedrichs gewesen ist. Er hielt sich zur französischen Gemeinde und nahm durch Rang und Bedeutung in ihr die erste Stelle ein. Aus französischen Edelleuten hatte Friedrich Wilhelm eine Elitetruppe gebildet, die Grand Mousquetairs. Tie erste Kompanie derselben hatte ihr Standquartier in Prenzlau, die zweite in Fürstenwalde. Während sich der Kurfürst selbst Oberst der ersten Kompanie nannte, machte er den Grafen von Schömberg zum Oberst der zweiten Kompanie. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms ging der Graf mit Abbadie zu Wilhelm von Oranten und mit diesem nach England. In der Schlacht am Boynefluß in Irland, am 10. Juli 1690, starb er den Heldentod. Die Franzosen haben das Gute, was ihnen unser Land erwiesen, durch treue Anhänglichkeit vergolten. Aus Fremdlingen wurden sie zu wackeren brandenburgischen und preußischen Bürgern. Allmählich, im Lause von mehr als hundert Jahren, vollzog sich der Prozeß der Verschmelzung. Die Franzosen verschwanden unter den Deutschen; die meisten ihrer Gemeinden lösten sich auf, und die Orte unsers Staates, wo solche heute noch existieren, sind zu zählen. Berlin hat noch immer die zahlreichste französisch - reformierte Gemeinde, gegen 6000 Seelen mit drei Pfarrkirchen und angesehenen Stiftungen. In allen Gemeinden wird schon längst deutsch gepredigt, nur in Berlin wird noch einmal 4*
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