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1. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 195

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
195 widerwärtig gestört werben, und es mußte biefe Störung Friedrich um so empfindlicher fallen, als sie von demjenigen ausging, der gerade als die Sonne aller geistigen Bestrebungen dastand. Voltaire war es, der durch den Glanz der Stellung, welche Friedrich ihm eingeräumt, geblendet ward, und es vergaß, was er seinem königlichen Gönner und was er seiner eigenen Würbe schnlbig sei. Was ihm in so überschwenglichem Maße zu teil würde, reizte ihn, statt ihn zu beliebigen, nur zu immer heftigerem Durste; seine Stellung sollte ihm bloß dazu bienen, um alle Nebenbuhler im Bereiche des Wissens zu unterdrücken, um seine Einkünfte auf beliebige Weise zu vergrößern, um eine politische Bedeutsamkeit zu erreichen. Er selbst hatte dem Könige früher einen jungen französischen Belletristen, d'arnang, zur Unterstützung in seinen litterarischen Arbeiten empfohlen, und dieser war von Friedrich mit schmeichelhaften Versen eingeladen worden. Diese Verse schienen Voltaires Ruhm zu nahe zu treten, und da ihm überdies, seit er selbst nach Sanssouci gekommen, der junge Dichter im Wege war, so brachte er es bahin, daß berselbe in kurzem weggeschickt würde. Größere Eifersucht flößte ihm der gelehrte Naturforscher Maupertuis ein, beit Friedrich gleichfalls auf feine Empfehlung zum Präsidenten der neu-gegriinbeten Akabemie berufen hatte; es entspann sich zwischen beiben balb eine bittere Feinbschaft, die nur des Anstoßes beburfte, um öffentlich hervorzubrechen. Ein ekelhafter Prozeß, in beit Voltaire mit einem jübischen Kaufmanne verwickelt würde, stellte gleichzeitig seine Rechtlichkeit in ein zweifelhaftes Licht. Der Jube verklagte Voltaire, daß er ihn mit unechten Steinen übervorteilt habe; der richterliche Spruch fiel zwar zu des letzteren Gunsten aus, boch zog ihm die ganze Angelegenheit eine üble Nachrebe zu. Noch verberblicher war es für feinen Ruf, daß er sich unterfing, gegen das ausbrückliche Ebikt des Königs sächsische Steuerscheine in Leipzig zu geringen Preisen aufkaufen zu lassen, um nachher als preußischer Unterthan (einem besonberen Artikel des Dresbner Friebens zufolge) volle Bezahlung bafiir zu erhalten. Enblich nahm er auch keinen Anstanb, mit sremben Gesanbten aus eine Weise zu verkehren, die Friedrich für feinen litterarischen Genossen wenig schicklich erachtete. Alles das bemerkte Friedrich mit stetgenbem Unwillen; er fanbte dem Dichter ernstliche Rügen über fein ganzes Benehmen zu, und das schöne Verhältnis schien in kurzer Frist seiner Auflösung nahe. Voltaire bagegen wollte sich auch im Rechte wissen; er erkannte es sehr wohl, daß Friedrich an ihm eben nichts als seine Kunst wert hielt. „Ich werbe ihn höchstens noch ein Jahr nötig haben; man brückt die Orange aus und wirft die Schale fort," — so sollte sich Friedrich gegen einen Vertrauten über ihn geäußert haben. Bald sollte der Bruch erweitert und unheilbar werben. Maupertuis hatte in einer gelehrten Schrift ein neues Naturgesetz aufgestellt; ein anberer Gelehrter erklärte, daß basselbe schon vor geraumer Zeit von Leibnitz ausgesprochen sei; der Streit würde lebhaft, und die Berliner Akabemie nahm sehr entschieben die Partei ihres Prä-stbentert. Diese Gelegenheit bünkte Voltaire günstig, um seinem Nebenbuhler 13*
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