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1. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 196

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
196 einen empfindlichen Stoß zu geben. Er schrieb die „Geschichte des Doktor Äkakia". Friedrich hatte dieses Produkt im Manuskripte gelesen; der beißende Witz hatte ihm Vergnügen gemacht, aber er hatte verlangt, daß das Werk ungedruckt bleibe. Voltaire versprach es: in kurzem jedoch erschien dasselbe zum großen Jubel der Feinde des Präsidenten, gedruckt in Dresden. Friedrich war hierüber, obgleich Voltaire seine Schuld leugnete, im höchsten Grade entrüstet, und der Dichter sah sich, um nicht alle Gnade des Königs zu verlieren, schmachvoll zu der Unterschrift eines Reverses genötigt, in welchem er fortan eine schicklichere Aufführung geloben mußte. Damit war aber die Gelegenheit nicht beendet. Aus seinem eigenen Fenster, es war am 24. Dezember 1752, mußte er es mit ansehen, wie der „Akakia" auf öffentlicher Straße durch die Hand des Henkers verbrannt wurde. Auf diese Schmach war Voltaire nicht gefaßt gewesen. Er packte sein Pensionspatent, den Orden, den goldenen Schlüssel zusammen und sandte sie unverzüglich an Friedrich zurück. Auf den Umschlag des Pakets hatte er den Ser« geschrieben: @ie itf) cmt,fangm zartbegm«, Ich sende sie zurück mit Schmerzen: So mie ein Liebender mit tief zemffnem Herzen Zurück das Bildnis der Geliebten schickt. Ein Brief, der dem Paket bald nachfolgte, sprach die Gefühle der tiefsten Kränkung, der gänzlichen Trostlosigkeit aus. Dieser Brief verfehlte feine Wirkung nicht. Noch an demselben Tag erhielt Voltaire die Zeichen der königlichen Gnade wieder, und es wurde noch einmal der Versuch gemacht, das alte Verhältnis wieder herzustellen. Bald jedoch fühlte Voltaire deutlich, daß nach solchen Vorgängen die alte Vertraulichkeit nicht wiederkehren könne. Er bat um Urlaub zu einer Badereise nach Frankreich und erhielt ihn. Am 26. März 1753 reifte er von Potsdam ab. Kaum in Leipzig angekommen, ließ er neue beleidigende Blätter drucken. Dafür aber wartete feiner in Frankfurt, wo er am 1. Juni ankam, eine neue Schmach. Der König hatte ihm befohlen, das Patent, den Orden, den Schlüssel, auch das Exemplar seiner Gedichte, welches er ihm anvertraut, zurückzulassen. Dies war nicht erfolgt, und so wurde er aus Ansuchen des preußischen Ministers zu Frankfurt so lange gefänglich eingehalten, bis nach sechzehn Tagen sein Koffer aus Leipzig ankam, in welchem sich die verlangten Gegenstände befanden. Manches Bittere in Versen und in Prosa folgte noch auf diese Vorfälle, und dennoch sahen sich beide Männer, der König und Voltaire, in kurzer Frist zu neuem Austausch ihrer Gedanken angetrieben; Voltaire jedoch zurückzurufen oder ihm den Orden und den goldenen Schlüssel wiederzugeben, dazu war Friedrich nicht zu bewegen. Übrigens war Voltaire nicht der Einzige, sondern nur der Vornehmste der von Friedrich herbeigezogenen und unterhaltenen französischen Schöngeister und Religionsfpötter. Jenen ausgenommen, waren die übrigen insgesamt
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